Der Spanier trifft beim 31:29-Sieg der HSV-Handballer gegen Frisch Auf Göppingen elfmal. Trainer Schwalb schwärmt vom Neuzugang.

Hamburg. Bei wem sich die HSV-Handballer für ihren 31:29-(18:13)-Sieg über Frisch Auf Göppingen zu bedanken hatten, ihren siebten Pflichtspielerfolg in Serie, wussten sie ganz genau. Nach der Schlusssirene stürmten sie auf Joan Cañellas zu, tätschelten, drückten und umarmten ihn, und von der Tribüne eilte sogar der verletzte Spielmacher Domagoj Duvnjak herbei, um dem Spanier seine Anerkennung auszusprechen. „Das war eine sensationelle Vorstellung“, schwärmte HSV-Trainer Martin Schwalb. Cañellas, 27, hatte nicht nur bei zwölf Versuchen elf Tore geworfen, er hatte das Angriffsspiel der Hamburger dirigiert und in der Abwehr auf verschiedenen Positionen seinen Mann gestanden – und das fast 60 Minuten lang. „Ich bin völlig fertig“, beschrieb der Gefeierte noch spät am Abend seinen körperlichen Zustand.

Göppingens Trainer Velimir Petkovic („Wir haben eine perfekte zweite Halbzeit gespielt“) suchte unterdessen die Gründe der Niederlage woanders, doch er fand die – seiner Meinung nach – Schuldigen nicht. Als er eine Stunde nach Spielschluss in den Katakomben der O2 World nach den Schiedsrichtern fahndete, lief er ins Leere. Christoph Immel und Ronald Klein hatten die Halle fünf Minuten zuvor verlassen und entzogen sich damit der letztlich müßigen Diskussion über die Berechtigung von gleich neun Zweiminutenstrafen gegen die Göppinger. Die Kreisläufer Manuel Späth und Evgeni Pevnov sahen dabei nach ihrer jeweils dritten Herausstellung die Rote Karte. Nun sind Schiedsrichterentscheidungen im Handball selten über jeden Zweifel erhaben, mit ihrer aggressiven Art zu decken riskieren die Göppinger aber gerade in Auswärtsspielen eine für sie nachteilige Regelauslegung. „Zu Hause können sie sich diese Spielweise eher leisten“, meinte HSV-Torhüter Johannes Bitter, „deshalb tun wir uns ja in Göppingen auch oft sehr schwer.“

In Hamburg ging dem HSV das Spiel zunächst leicht von der Hand. 12:5 führte er nach 16 Minuten, „aber anstatt in dieser Phase unsere Chancen zu einer Achttoreführung zu nutzen, liegen wir plötzlich nur noch mit vieren vorn“, kritisierte Cañellas die mangelnde Konsequenz seiner Mannschaft. „Da fehlt uns noch der Killerinstinkt. Von einem Spitzenteam wie Kiel oder Barcelona wären diese Nachlässigkeiten brutal bestraft worden. Und die sind unser Maßstab.“ Die Göppinger konnten den HSV nur nervös machen. Vier Minuten vor Schluss leitete Felix Lobedank mit seinem Treffer zum 27:28 das finale Zittern ein, das dann Cañellas mit seinen letzten zwei Toren in achttausendfachen Jubel umschlagen ließ. „In der zweiten Hälfte haben wir zu viel auf die Uhr geschaut, wollten den Vorsprung über die Zeit retten, aber das funktioniert im Handball nicht“, sagte Schwalb.

Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Duvnjak, der Kroate hatte sich im Abschlusstraining eine Blockade im Nacken und Rücken zugezogen, fehlten dem Coach die Alternativen im Angriff, weil auch der Halblinke Blazenko Lackovic (Schulterprellung) erst in dieser Woche voll ins Training einsteigen kann. Schwalb: „Mit den beiden wären wir wohl nicht mehr in diese Schwierigkeiten geraten.“ Was nun in den nächsten Spielen zu beweisen wäre.

Tore, Hamburg: Cañellas 11, Hens 4, Lindberg 4/3, Markovic 4, H. Toft Hansen 4, Flohr 1, Jansen 1, Pfahl 1, Schröder 1; Göppingen: Kraus 6, Lobedank 5, Rnic 4, Kneule 3, Schiller 3/3, Schöne 3, Beljanski 2, Späth 2, Pevnov 1. SR: Immel/Klein (Tönisvorst/Ratingen). Zu.: 8300. Zeitstrafen: 2; 9. Rot: Späth (29.), Pevnov (41.) nach der dritten Zeitstrafe.