Der neue Geschäftsführer der HSV-Handballer entlässt Pressesprecher Christian Pöhls. Vereinspräsident Matthias Rudolph hielt sich auf Nachfrage bedeckt: „Es ist eine Entscheidung des operativen Geschäfts.“

Hamburg. Die übliche Pressemitteilung der HSV-Handballer ließ am Montagnachmittag auf sich warten. Als sie schließlich kam, erfuhren die Empfänger den Grund eher beiläufig in einer vierzeiligen „Hausmitteilung“, noch hinter der Information, dass drei Profis am Dienstag an der deutschen Firmenlaufmeisterschaft im Altonaer Volkspark teilnehmen. Der Champions-League-Sieger hatte sich „mit sofortiger Wirkung“ von Pressesprecher Christian Pöhls getrennt – und damit die eigene Kommunikationsabteilung vorübergehend lahmgelegt.

Frank Rost, der neue Geschäftsführer, hatte die Mitarbeiter am Vormittag über die Entscheidung informiert. Zu einer offiziellen Stellungnahme war der frühere Fußballnationaltorwart nicht bereit. Auch Vereinspräsident Matthias Rudolph hielt sich auf Nachfrage bedeckt: „Es ist eine Entscheidung des operativen Geschäfts.“

Pöhls war 2007 zum Verein gestoßen, zuvor war er als Redaktionsassistent für den NDR tätig. Beim HSV sollte er zunächst den damaligen Pressechef Thomas Bothstede unterstützen. Als der nach kurzer Zeit aufgab, sah sich Pöhls mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, die Kommunikation im Verein zu steuern. Sie übernimmt nun kommissarisch Mannschaftsfotograf Michael Freitag. Wer das Amt künftig dauerhaft bekleidet, soll bis zum Bundesligastart Ende August feststehen.

Rost lastet Pöhls offenbar eine Mitschuld an der mangelhaften Außendarstellung des Vereins an. Trotz sportlicher Erfolge war der HSV immer wieder negativ ins Gerede gekommen. Tatsächlich hatte Pöhls wie schon einige seiner Vorgänger vergeblich versucht, wichtige Informationen in der Pressestelle zu bündeln, um sie dann gut abgemischt in die Öffentlichkeit zu geben. Stattdessen erfuhren die Geschäftsstellenmitarbeiter nicht selten selbst aus den Medien, wie es um ihren Verein bestellt ist.

Pöhls’ Freistellung ist Rosts erste harte Personalentscheidung. Sie dürfte nicht die letzte bleiben. „Es werden wahrscheinlich weitere Köpfe rollen“, sagt ein Kenner. Seit Rosts Dienstbeginn sei die Stimmung bedrückt – an guten Tagen, meinen Zyniker. Dabei steckt zwei Wochen vor den Champions-League-Qualifikationsspielen gegen Berlin nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Geschäftsstelle mitten in der Saisonvorbereitung.

Zuletzt hatte sich Rost mit einer leitenden Mitarbeiterin eine gut vernehmliche Auseinandersetzung geliefert. Anlass war, dass sie in einem Zeitungsartikel zitiert worden war. Künftig, ließ Rost wissen, seien nur noch er und der Pressesprecher befugt, sich öffentlich zu Vereinsangelegenheiten zu äußern.

Kurz nach seinem Amtsantritt am 1. Juli hatte Rost Fotos von den Räumen der Geschäftsstelle herumgeschickt und sich über die Unordnung beschwert. Bisher, bemerkte er spitz, habe er gedacht, Messi sei ein Fußballer. Die Botschaft wurde von den Handballern verstanden: Als „Messies“ werden Menschen bezeichnet, die keine Ordnung halten können.

Vom neuen Leiter der Presseabteilung erwartet Rost, dass er mehr Nähe zur Mannschaft sucht und so das Vertrauen der Spieler gewinnt. Das Verfassen von Pressemitteilungen übernehmen einstweilen andere.