Ein Kommentar von Achim Leoni

Frank Rost hat keine leichte Aufgabe übernommen. Als Geschäftsführer soll er den HSV Hamburg unabhängig machen von seinem Patriarchen Andreas Rudolph. Der hat die Handballer vor bald einem Jahrzehnt vor dem Kollaps bewahrt und hält sie seither mit der Geldspritze am Leben. Noch immer steuert der Medizin-Mann Rudolph schätzungsweise ein Viertel des auf rund neun Millionen Euro geschrumpften Etats bei – mit wieder wachsender Lust.

Rosts Vorhaben kann nur gelingen, wenn der HSV noch mehr Zuschauer und vor allem Unternehmen für den Handball gewinnen kann. Ein Champions-League-Sieg ist anders als beim Fußball dafür förderlich, aber nicht hinreichend. Abseits des sportlichen Parketts kann und muss sich der HSV noch besser präsentieren als bisher. Rost glaubt dies nur mit neuem Personal umsetzen zu können.

Sein Ansatz, die Mannschaft in der Geschäftsstelle neu aufzustellen, anstatt sie auf seinem Weg mitzunehmen, ist riskant. Mit den Mitarbeitern geht dem HSV auch ein Stück Identität verloren. Einige sind seit den Anfängen dabei, sie haben auch noch an die Zukunft des Profihandballs in Hamburg geglaubt, als es außer ihnen niemand mehr tat. Herzblut aber lässt sich nicht einfach so einimpfen.

Ob die, die am Ende bleiben dürfen, künftig motivierter ans Werk gehen oder nur ängstlicher, ist fraglich. Sicher ist, dass Rost durch seinen harschen Führungsstil auch sich selbst unter Druck gesetzt hat. Aber damit sollte er als früherer Fußballnationalspieler umgehen können.