HSV-Geschäftsführer Frank Rost bläst während des Trainingslagers in Sölden und Herrsching zur Attacke auf den THW Kiel. „Wir wollen die Besten der Liga werden“, fordert er.

Herrsching/Sölden. Müde und erschöpft, aber eine effektive Trainingswoche hinter sich, sind die HSV-Handballer am Sonntagabend nach Hamburg zurückgekehrt. Acht Tage verbrachte das Team von Trainer Martin Schwalb in Sölden und Herrsching zur Vorbereitung auf die anstehende Saison. Bei Temperaturen von meist über 30 Grad Celsius trieben Schwalb und Athletiktrainer Oliver Voigt den Profis fünf Wochen Sommerpause aus den Knochen. Neben einem üppigen Konditionsprogramm ging es in den Bergen Österreichs und beim zweitägigen Aufenthalt am Ammersee um die Integration der acht Neuzugänge.

Mit Adrian Pfahl, Kentin Mahé, Joan Cañellas Reixach und Petar Djordjic hat der HSV im Rückraum hochkarätig nachgelegt. Nationalspieler Pfahl wird nach dem Abgang von Marcin Lijewski die halbrechte Position allein ausfüllen müssen. Spannend wird es dagegen bei den Spielmachern. Dort dirigiert noch eine Saison der beste Spieler der vergangenen: Domagoj Duvnjak. Mit dem spanischen Weltmeister Cañellas wird künftig ein zweiter Weltklassemann die Bälle verteilen. Mit dem 1,98 Meter großen Rechtshänder, Duvnjak und Mahé hat der HSV das stärkste Spielmacher-Trio der Liga. Mahé, 22, könnte sich dabei als Überraschungsfaktor entpuppen. Der französische Nationalspieler, der auch auf Linksaußen eingesetzt werden kann, kommt vom VfL Gummersbach und hinterließ im Trainingslager einen bestechenden Eindruck.

„Der Junge hat ein unglaubliches Talent und ist sehr gut ausgebildet“, freut sich Schwalb. Auch menschlich hat der Sympathieträger schnell ins Team gefunden. Mit Djordjic, 22, von der SG Flensburg-Handewitt steht der quirlige Mahé für die Verjüngungskur der Hamburger Handballer. Den Konkurrenzdruck nimmt der Rückraumspieler gerne an. „Wir ergänzen uns. Jeder Spieler ist ein unterschiedlicher Typ. Klar, diese Konkurrenz gibt es, und die muss es geben. Aber das macht ja gerade den Spaß aus“, sagt Mahé.

Dass der HSV mit diesem Kader um den deutschen Meistertitel spielen muss, ist für den neuen Geschäftsführer Frank Rost selbstverständlich. Er bläst zum Angriff auf Rekordmeister THW Kiel. „Als aktueller Champions-League-Sieger, der zudem einen riesigen finanziellen Aufwand betreibt, können und wollen wir nicht um Platz fünf spielen“, sagt Rost. „Wir haben den Ehrgeiz, weitere Titel zu gewinnen, die letztlich auch belegen, dass wir die beste Mannschaft der Liga sind.“ Bei der Sponsorensuche soll wieder der ehemalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber, 71, helfen. Rost hat sich mit ihm verabredet. Weber hatte dem HSV in der Vergangenheit mit seinem großen Netzwerk Kontakte zu führenden deutschen Unternehmen vermittelt. Dazu ist der heutige Ehrenvorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats weiter bereit.

Rosts Titelforderung erfüllte die Mannschaft in Herrsching prompt. Sie gewann den Xenofit-Cup – mit einem 30:24-Sieg über Zweitligaclub SG BBM Bietigheim. „Es klappt schon ganz gut. Aber das war noch nicht der letzte Schliff“, sagt Schwalb, „die Ballgeschwindigkeit ist noch zu niedrig, der Rhythmus noch nicht da. Dadurch verlieren wir an Gefährlichkeit im Angriff.“

Das Trainingslager bewertet der 50-Jährige dennoch positiv: „Das war sehr stark, die Bedingungen perfekt. Die Mannschaft hat hervorragend mitgearbeitet.“ Die Weichen für den Erfolgskurs sind gestellt. Es könnte ein glanzvolles Jahr der Hamburger werden. Der Kader ist mit 19 Spielern groß wie nie. Die Erwartungen sind es aber auch. Einzige Wermutstropfen: Henrik Toft Hansen (Finger) und Pfahl (Ellenbogen) mussten beim Test gegen Bietigheim verletzt zuschauen. Die Diagnosen sollen am Montag erfolgen.

Bei der Klub-WM in Doha in Katar (25.–30.8.) trifft der HSV in der Vorrundengruppe A auf El-Jeish, Gastgeber Al-Sadd (beide Katar) und die Sydney University. Mitfavorit Barcelona spielt in Gruppe B.