Gehaltskürzungen bei einem Teil der Spieler reichen nicht, um den Saisonetat 2012/2013 zu decken. Trainer Schwalb bleibt unaufgeregt.

Hamburg. Die HSV-Handballer haben mit Betroffenheit, aber auch Verständnis auf die Forderung der Vereinsführung reagiert, künftig auf rund 20 Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Die meisten Spieler hatten eine derartige Maßnahme befürchtet, hieß es aus Klubkreisen, nachdem der ehemalige Präsident Andreas Rudolph, 57, angekündigt hatte, dem Verein künftig noch als Sponsor, nicht mehr aber als Mäzen zur Verfügung zu stehen. Dadurch fehlen dem deutschen Meister des Jahres 2011 bis zu 25 Prozent seiner vergangenen Jahresetats, die sich zuletzt auf rund zehn Millionen Euro summierten.

Offiziell wollen die Hamburger Handballer in dieser Saison, die für den HSV am Sonnabend mit dem Auswärtsspiel in Wetzlar beginnt, 8,1 Millionen Euro ausgeben. Dem stehen bislang Einnahmeerwartungen von etwa 7,1 Millionen Euro gegenüber, immer noch ein Spitzenwert in der Bundesliga. Nur Rekordmeister Kiel steht besser da.

Von den freiwilligen Gehaltskürzungen sind jene sieben Profis betroffen, deren gut dotierte Verträge die Unterschrift von Andreas Rudolph tragen. Alle neuen Kontrakte sind bereits den reduzierten Möglichkeiten angepasst. So mussten in den vergangenen Monaten Marcin Lijewski, Blazenko Lackovic und der derzeit verletzte Torsten Jansen, er wird morgen am Knie operiert, erhebliche Abstriche gegenüber ihren vorherigen Vereinbarungen machen.

Der neue Präsident, Matthias Rudolph, 54, dementiert indes hartnäckig die am Freitag in der Kabine verkündeten Sparmaßnahmen. Mögliche Erklärung: Er hofft weiter, dass sein Bruder Andreas das Delta im letzten Moment ausgleicht, wie er es in den vergangenen Jahren stets getan hat, wenn auch nicht ohne gesteigertes Murren. Andreas Rudolph wiederum hatte in diesem Jahr mehrfach erklärt, kein privates Geld mehr in den HSV stecken zu wollen.

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Die Gehaltskürzungen bei den Altverträgen, insgesamt etwa 500.000 bis 600.000 Euro, reichen dennoch nicht aus, um den Etat für 2012/2013 bis auf den letzten Cent zu decken. Weitere Sparmaßnahmen könnten folgen. Verhandlungen mit der Anschutz-Gruppe, Betreiber der teuren Heimspielstätte O2 World, laufen, um den hohen Mietzins in der Arena am Volkspark zu senken. Eine weitere Unabwägbarkeit bleibt eine mögliche Abfindung an den Anfang des Jahres fristlos gekündigten Trainer Per Carlén. Den Arbeitsprozess hatte der HSV in erster Instanz verloren. Die Richter hatten den Klub zur Weiterbeschäftigung des Schweden verpflichtet, was der HSV ablehnte. Andreas Rudolph hatte einst versprochen, für alle Forderungen aus diesem Vorgang aufzukommen. Rund 600.000 Euro wären das bis zum Vertragsende 2014.

Unterdessen setzt Trainer Martin Schwalb die Vorbereitungen auf den Saisonstart unaufgeregt fort. Morgen Abend testet der HSV in Kolding erstmals mit seinem schwedischen Neuzugang Fredrik Petersen. Die nächsten Kontrahenten, Wetzlar und der französische Spitzenklub Saint Raphael VHB, potenzieller Endspielgegner der Hamburger in der Champions-League-Qualifikation am 9. September in Saint Raphael, stellten sich beim 4. Kone-Cup der HG Barmbek in der Sporthalle Langenfort vor. Im Halbfinale trafen beide Teams aufeinander, Wetzlar siegte 29:27. Turniersieger wurde Bundesligaklub MT Melsungen, der vor 320 Zuschauern Wetzlar im Finale 30:18 bezwang. Saint Raphael belegte Rang drei.