Der HSV verschafft sich eine gute Ausgangsposition für das Rücksiel in Spanien. Gegen Valladolid gewannen die Hamburger das Hinspiel 28:22.

Hamburg. Es war ein Spiel mit außergewöhnlichen Leistungsschwankungen. "Wir haben zum Teil extrem schwach gespielt, zum Teil aber auch extrem stark", meinte HSV-Nationalspieler Matthias Flohr. Am Ende stand ein 28:22-(11:15-) Sieg der Hamburger Handballer im Achtelfinalhinspiel der Champions League gegen BM Valladolid. "Das ist ein trügerischer Vorsprung. Die Spanier haben uns mit ihrer robusten Spielweise erhebliche Probleme bereitet", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb. Das Rückspiel folgt am 3. April (18 Uhr, Eurosport live).

Die positiven Meldungen hielten sich an diesem Abend zunächst im überschaubaren Rahmen. Bertrand Gille feierte seinen 33. Geburtstag und warf zum zwischenzeitlichen 10:12 seinen 1250. Treffer für den HSV. Achteinhalb Jahre hat er dafür gebraucht.

Nicht ganz so lange mussten die 2610 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg auf den ersten Treffer des HSV warten. Hans Lindberg erzielte ihn in der 7. Minute nach einem Tempogegenstoß. Da stand es bereits 1:3, und der HSV hatte sichtlich Mühe mit der aggressiven Deckungsarbeit der Spanier und den Reflexen von Torhüter Jose Manuel Sierra Mendez. Der hielt in den ersten 30 Minuten jeden zweiten Ball, insgesamt jeden dritten, und die Hamburger auf Distanz. Bis zur Pause zog Valladolid auf 15:11 davon, weil die HSV-Abwehr ungewohnte Lücken aufwies und die Torhüter dahinter weder Hände noch Füße an die Bälle brachten.

Johannes Bitter musste nach nur einer Parade bei neun Würfen in der 16. Minute den Platz für Per Sandström räumen, der danach immerhin drei Treffer verhinderte. Fehlpässe und Fehlwürfe, zahlreiche davon frei vom Sechs-Meter-Halbkreis, brachten den Bundesliga-Tabellenführer zudem aus seinem Spielrhythmus und den Spaniern einen komfortablen Vorsprung.

Es zeichnet aber Handballspiele aus, dass es oft nur weniger gelungenen Aktionen bedarf, um eine Begegnung zu kippen. Bitter, der mit Beginn der zweiten Hälfte ins Tor zurückkehrte, begann plötzlich seinem Beruf nachzugehen (Gesamtquote: 10 aus 25), und auch seine Vorderleute fingen nach 36 Minuten an, wiederholt die Angriffe der Spanier abzufassen. Eine Welle von Gegenstößen führte die Hamburger Tor um Tor heran, Lindberg schaffte in der 43. Minute zum 19:19 den ersten Ausgleich, Flohr eine Minute später zum 20:19 die erste Führung. Valladolid war geschockt und danach weder physisch noch psychisch in der Verfassung, Gegenwehr zu leisten. "Wir haben spät die richtige Einstellung gefunden, aber nicht zu spät", lautete Lindbergs Fazit.

Valladolids Trainer Juan Carlos Pastor, der die Mannschaft seit 16 Jahren betreut, war nach dem Abpfiff ungehalten. "Die vielen Zeitstrafen haben uns aus dem Rhythmus gebracht. Mindestens die Hälfte davon waren meiner Ansicht nach zu hart. Entscheidender war aber, dass wir unglaublich viele Bälle verloren haben." Die Spanier leisteten sich insgesamt 19 Ballverluste, der HSV nur neun. HSV-Trainer Schwalb: "Das lag aber auch daran, dass unsere Abwehr plötzlich die nötige Aggressivität gefunden hat."

Tore, HSV: Hens 6, Lindberg 6 (1 Siebenmeter), Flohr 4, Schröder 3, K. Lijewski 3, B. Gille 3, Jansen 1, Duvnjak 1, Kraus 1; Valladolid: Tvedten 8 (5), Alonso 3, Cutura 3, Perales 2, Gurbindo 2, Bibija 2, Romero 1, Fernandez 1. SR: Wolodkow/Zotin (Russland). Zeitstrafen: 3; 8. Zuschauer: 2610.