Die HSV-Handballer wollen sich heute im Achtelfinale gegen BM Valladolid ein bequemes Polster für das Rückspiel in Spanien verschaffen.

Hamburg. Für HSV-Trainer Martin Schwalb, 47, war gestern den ganzen Tag Fernsehgucken angesagt. Das selbst zusammengestellte Videoprogramm bot dem Trainer der HSV-Handballer allerdings wenig Überraschendes: "Valladolid ist eine typische spanische Mannschaft. Körperlich ungemein robust, mit Kerlen wie Baumstämmen, aggressiv in ihrer meist offensiven Deckungsformation, individuell stark im Angriff, aber auch ausrechenbar. Wenn irgendwie möglich, versuchen sie ihren Kreisläufer in Szene zu setzen."

Der Tabellenvierte der Liga Asobal, Schwalb: "ein europäisches Spitzenteam", ist heute Abend in der Sporthalle Hamburg (19.30 Uhr, Krochmannstraße 55, Eurosport live) zu Gast. 2500 der 4100 Eintrittskarten sind für das Achtelfinalhinspiel des HSV in der Champions League verkauft. Die Abendkasse öffnet um 18 Uhr.

Vier Tage nach der Gala bei den Füchsen Berlin (35:22) will der Bundesliga-Tabellenführer auch in Europa ein Ausrufezeichen setzen. In der Gruppenphase hatten die Hamburger ihren eigenen Ansprüchen noch hinterhergeworfen, in der K.-o.-Runde soll nun der Eindruck dieser kollektiven Nachlässigkeiten korrigiert werden. "Wer jetzt denkt, dass wir uns nur auf die deutsche Meisterschaft konzentrieren wollen, irrt", sagt Schwalb, "wir wollen auch die Champions League gewinnen."

Tomas Svensson traut das dem HSV zu. Der schwedische Nationaltorhüter spielte von 2002 bis 2005 in Hamburg. Seit zwei Jahren hält er in Valladolid - und das immer noch überragend, trotz seines vorgerückten Sportleralters von inzwischen 43 Jahren. Svensson hat die Entwicklung seiner ehemaligen Mannschaft bis heute verfolgt, und er spricht mit großem Respekt über sie: "Der HSV ist die beste Mannschaft der Bundesliga und damit auch eine der besten Europas. Sie ist von Jahr zu Jahr stärker geworden und längst reif für den ganz großen Wurf." In den Duellen mit Valladolid seien die Hamburger klarer Favorit. Ein Tor lässt sich Svensson aber offen: "Beim Handball spielen viele Unwägbarkeiten mit. Wir sind routiniert genug, eventuelle Schwächen des HSV auszunutzen." Gerade beim Rückspiel am 3. April in Spanien "können wir vielleicht einiges ausgleichen, was uns in Hamburg eventuell misslungen ist". Dass der französische Toptorjäger und Weltmeister Guillaume Joli, 26, wahrscheinlich heute im Hinspiel ausfällt, hält Svensson für einen "möglicherweise spielentscheidenden Nachteil". Der Rechtsaußen leidet unter den Folgen eines Muskelfaserrisses.

Auch die Hamburger müssen weiter auf einen Franzosen verzichten, ihren Kapitän. Guillaume Gille, 34, plagen Achillessehnenbeschwerden, eine heimtückische Verletzung, die Prognosen über seine Rückkehr aufs Feld unmöglich machen. In Berlin gaben jedoch Michael Kraus und Domagoj Duvnjak dem HSV die nötigen Konturen, beide überzeugten als Gestalter und Vollstrecker. "Schön, wenn man solche Alternativen im Kader hat", meint Svensson, "in der Endphase von Meisterschaft und Champions League, wenn sich die Verletzungen häufen und die Kräfte schwinden, ist doch bei jeder Mannschaft die zentrale Frage, wen kannst du wie gut ersetzen. Der HSV muss sich da weit weniger Sorgen machen als zum Beispiel wir."

Das Spiel gegen Cuatro Rayas BM Valladolid ist in dieser Saison das sechste und letzte des HSV in der Sporthalle Hamburg. Im Champions-League-Viertelfinale, so es dann erreicht wird, würden die Handballer Ende April in die O2 World zurückkehren. Der zwischenzeitliche Umzug nach Winterhude hat allein finanzielle Gründe. Die Hallenmiete in der Krochmannstraße beträgt maximal 10 000 Euro, in der dreimal so großen Arena im Volkspark beläuft sie sich bis auf das Fünffache.