Der Tabellenführer besiegt Balingen-Weilstetten souverän mit 35:28. Die Fans fordern den Verbleib von Bertrand und Guillaume Gille.

Hamburg. Das Spiel lief noch, da waren die Fans in der O2 World längst in Feierlaune. "Die Nummer eins im Land sind wir", skandierte Block U11. Das wäre auch so gewesen, hätten die HSV-Handballer am Mittwoch den HBW Balingen-Weilstetten nicht mit 35:28 (18:13) besiegt . Aber dieser 16. Hamburger Sieg hintereinander hatte eben auch deutlich gemacht, warum der HSV Tabellenführer der vermeintlich stärksten Liga der Welt ist. Es war der souveräne Schlusspunkt unter eine fast perfekte Hinrunde, die auch auf einem Transparent gewürdigt wurde: "Bis jetzt war es meisterhaft."

Die Fans hatten bereits vor dem Spiel auf sich aufmerksam gemacht und ihrer Forderung nach einer Vertragsverlängerung mit Bertrand und Guillaume Nachdruck verliehen. "Ohne Gille nicht ans Ziel", stand auf ihren Schildern zu lesen. Für das gestrige Spiel ließ sich diese These allerdings nicht aufrechterhalten. Guillaume wärmte sich zwar auf, nahm dann jedoch hinter der Hamburger Bank Platz. Trainer Martin Schwalb hatte seinem Kapitän, der sich mit Problemen am Sprunggelenk herumplagt, ein wenig Ruhe verordnet. Und auch Bertrand Gille blieb bei Spielbeginn zunächst sitzen.

Es tat dem Spiel des Tabellenführers keinen Abbruch, obwohl Schwalb auch anderen Stammspielern wie Torsten Jansen, Blazenko Lackovic und Hans Lindberg eine Auszeit gönnte. Die seltene Anfangsformation hatte sich schnell gefunden und zog nach 3:3-Zwischenstand (6. Minute) binnen fünf Minuten auf 8:3 davon.

Balingens Trainer-Tüftler Rolf Brack sah nun die Zeit zum Experimentieren gekommen. Er bestellte einen Abwehrspieler nach vorn, um das Aufbauspiel des HSV zu stören. Das gelang in Maßen. Jedenfalls vergrößerte sich der Vorsprung der Hamburger nicht mehr nennenswert. Er wurde allerdings auch nicht entscheidend kleiner, was vor allem Mathias Flohr zu verdanken war. Das 300. Pflichtspiel war eines seiner besten für den HSV und eine aussagekräftige Bewerbung für einen Platz in der deutschen Nationalmannschaft bei der WM im Januar in Schweden.

HSV-Torhüter Johannes Bitter hat die Einladung von Bundestrainer Heiner Brand bereits sicher, auch wenn er gestern nicht ganz das Niveau halten konnte, das er in den vorangegangenen Partien vorgelegt hatte. Als Klaus Schuldt mit einem der seltenen Balinger Gegenstöße auf 16:12 verkürzte, wechselte Schwalb Per Sandström für ihn ein (26.). Das Publikum nahm es begeistert auf: Auch Sandströms Name fand sich auf Pappschildern wieder. doch sein Verbleib scheint nach der noch unbestätigten Verpflichtung seines Landsmanns Dan Beutler von der SG Flensburg-Handewitt mittelfristig ausgeschlossen zu sein.

Sandström hielt, was man sich von einem schwedischen Nationaltorhüter versprechen darf. Mehr allerdings auch nicht, weshalb Schwalb zehn Minuten vor dem Ende Bitter wieder ins Spiel brachte. Schwalbs Kollege Brack verzichtete phasenweise gleich ganz auf einen Torhüter und stellte stattdessen einen siebten Feldspieler auf. Das erhöhte den Unterhaltungswert, aber nicht die Chancen der Gäste.

Viel hätte nicht gefehlt, und der Herbstmeister hätte seinen Vorsprung auf den deutschen Meister auf sechs Punkte vergrößert. Doch der TuS N-Lübbecke verpasste im Spiel gegen den THW Kiel in den Schlusssekunden die Ausgleichschance.

Tore, Hamburg: Duvnjak 8, Flohr 7, Schröder 5, Lindberg 4 (4 Siebenmeter), Lackovic 2, Hens 2, M. Lijewski 2, B. Gille 2, Kraus 2 (1), Vori 1; Balingen: Herth 8 (4), Schlinger 7, Strobel 2, Ilitsch 2, Temelkov 2 (1), Schuldt 2, Ettwein 1, Mitkov 1, Sauer 1, Bürkle 1, Boisedu 1. SR: Harms/Mahlich (Magdeburg/Stendal). Z.: 10 859. Zeitstrafen: 1; 6.