Die Spitzenteams in der Handball-Bundesliga zeigen diese Saison öfter Schwäche. Der HSV will dies auch heute im Spiel gegen Balingen ausnutzen.

Hamburg. Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen Martin Schwalb nur verlieren kann. Sein HSV Hamburg tritt als Tabellenführer zu Hause gegen das zwölf Plätze schlechter platzierte Balingen-Weilstetten an (20.15 Uhr, O2 World), und auch wenn der Trainer wieder warnt, "dass das kein Selbstgänger wird", so weiß er, dass er sich hinterher doch wieder würde rechtfertigen müssen, wenn der 16. Bundesligasieg hintereinander auch nur ansatzweise unsouverän ausgesehen haben sollte.

Es seien diese Handballspiele, "bei denen jeder erwartet, dass wir gewinnen, oder besser gesagt, wo man als HSV nicht verlieren darf", die bisweilen die Freude an seinem Beruf trübten, hat Schwalb kürzlich der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" verraten. Schuld daran ist wohl auch der THW Kiel, der in den vergangenen Jahren den Maßstab für den deutschen Meister gesetzt hat. In der vergangenen Saison verloren die Kieler nur zweimal, im Jahr davor gar nur einmal. Diesmal weist der Titelverteidiger bereits vor dem letzten Hinrundenspieltag drei Niederlagen auf, der Rückstand auf den Herausforderer HSV beträgt fünf Punkte. "Aber wir sind noch zu allem in der Lage", versichert THW-Geschäftsführer Ulrich Derad.

Im Moment ist Kiel scheinbar vor allem für Überraschungen gut. Das Pokalspiel beim heutigen Gegner Lübbecke war vergangene Woche erst Sekunden vor Schluss gewonnen. Am Sonntag dann gab der Champions-League-Sieger gegen Gummersbach zu Hause einen weiteren Punkt ab - und einen weiteren Spieler: Christian Zeitz schied mit einem Mittelhandbruch aus, er ist nach Daniel Narcisse, Kim Andersson und Marcus Ahlm der vierte prominente Langzeitausfall.

"Kiel fehlen im Moment tragende Säulen", räumt Hamburgs sportlicher Leiter Christian Fitzek ein. So aber könne es auch gegen schwächere Mannschaften schnell eng werden, zu denen Gummersbach allerdings nicht zu zählen sei: "Die Liga ist auch im unteren Drittel zu stark, als dass man in solchen Spielen mit einer zweiten Mannschaft bestehen könnte." Derad sieht sich in seiner Saisonprognose bestätigt, "dass die Leistungsdichte noch größer geworden ist". Im Übrigen werde die Reisebelastung der Spieler unterschätzt.

Der HSV hat seine schwachen Momente bisher im Wesentlichen auf die Champions League beschränkt, in der es auswärts bereits zwei Niederlagen und ein Unentschieden gab. Für Fitzek liegen solche Schwankungen im Bereich der menschlichen Fehlbarkeit: "Wir haben alle drei Tage Diplomarbeit, da kann das Ergebnis nicht immer optimal sein."