Montpelliers Welthandballer Nikola Karabatic über den Champions-League-Gegner aus Hamburg und sein neues Leben in Frankreich.

Hamburg. Im Moment hat Nikola Karabatic nicht das Gefühl, dass er grundsätzlich etwas ändern müsste in seinem Leben. Vor wenigen Tagen hat er mit Montpellier wieder einmal einen Titel gewonnen, die Trophée des Champions, einen neuen Wettbewerb im französischen Handball. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass Karabatic es war, der mit zwölf Toren den Finalsieg gegen Chambéry sicherstellte. So gesehen hat sich eigentlich nicht viel geändert, seit er im Sommer 2009 vom THW Kiel zurückgekehrt ist zu seinem alten Verein: Karabatic, 26, ist der, der die Spiele entscheidet, zur Not allein.

Und doch habe er ein anderes Montpellier vorgefunden als das, das er vor fünf Jahren verlassen hatte, erzählt Karabatic: "Das Umfeld ist viel professioneller geworden, hier wächst etwas heran." Konkret lässt sich das am Sonntag besichtigen: Das Champions-League-Auftaktspiel gegen den HSV Hamburg ist das erste in der neuen Arena Montpellier, die mit 8500 Zuschauern ausverkauft ist (17 Uhr/Eurosport).

"Es ist die schönste und modernste Halle Frankreichs", davon ist der Welthandballer seit Mittwoch überzeugt, als er erstmals dort trainieren durfte: "Etwas Großes für Montpellier." Und sie werde dazu beitragen, den Handball in Frankreich ein bisschen populärer zu machen. An fehlenden Erfolgen liegt es ja nicht, dass der Handball von Fußball und Rugby überstrahlt wird. Die Franzosen dominieren seit Jahren, und Karabatic ist ihr Anführer. Aber um es auf die Titelseiten zu schaffen, müssen schon Geschichten her wie neulich, als das Gerücht die Runde machte, dass er und die kroatische Hochsprungdiva Blanka Vlasic ein Paar sind.

Um Karabatic herum will Montpellier eine Mannschaft bauen, die in nicht allzu ferner Zukunft den Champions-League-Triumph von 2003 wiederholen kann. National hat die Mannschaft schon jetzt keinen Gegner mehr. Einzig Chambéry hätte das Zeug, um die 13. Meisterschaft, den 11. Pokalsieg, den siebten Ligacup-Gewinn zu verhindern. Echte Herausforderungen sucht sich Karabatic in Europa: "Wir konzentrieren uns auf die Champions League." Das erklärt, weshalb alle Vorrundenspiele in der neuen Großarena stattfinden, die Ligaspiele hingegen größtenteils in einer wenig aufregenden 2500-Zuschauer-Sporthalle.

Trotzdem, versichert Karabatic, vermisse er die starke Bundesliga nicht, er kann sie ja immer noch im Fernsehen genießen. Und ein Spaziergang sei die französische Meisterschaft auch nicht. Es werde sehr hart gedeckt, ähnlich wie beim HSV, da müsse ein Rückraumspieler wie er viel einstecken. Und doch spüre er, dass seinem Körper die geringere Belastung guttue. In der ersten Liga spielen nur 14 Vereine, vor Weihnachten macht der Spielbetrieb zehn Tage Pause, der französischen Spielergewerkschaft sei Dank: "Das wäre in Deutschland nie durchsetzbar."

Und ja, es sei auch schön, die Familie stets um sich zu haben. Vater Branko trainiert die Torhüter, Bruder Luka, 22, spielt am Kreis und habe dort "Riesenfortschritte gemacht". Aber das sei nicht der Grund für seine Rückkehr gewesen, nachdem er sich in Kiel mit der Vereinsführung überworfen hatte: "Ich wollte hier etwas aufbauen."

Ein, zwei Spieler von höchster Qualität fehlten noch, um dorthin zu gelangen, wo der der nächste Gegner bereits stehe. Denn natürlich sei Hamburg Favorit am Sonntag, zumal Montpellier die Tunesier Wissem Hmam und Issam Tej verletzt fehlen. "Der HSV hat zwei Weltklassespieler für jede Position", sagt Karabatic, "er zählt zu den drei, vier besten Mannschaften der Welt. Er muss es nur mal mit Titeln beweisen." Nur brauche der HSV nicht gerade am Sonntag damit anzufangen.