Die Handballer des HSV haben mit 30:32-(13:17) gegen Frisch Auf! Göppingen verloren. Vor allem an der Deckung mangelte es.

Göppingen. Die Handballer des HSV sind mit einer 30:32-(13:17)-Niederlage bei Frisch Auf! Göppingen in die neue Bundesliga-saison gestartet. Das Spiel verlor der deutsche Vizemeister und Pokalsieger wegen seiner über weite Strecken schwachen Deckungsarbeit. Erst in den letzten zehn Minuten hatten die Hamburger dank ihrer starken Physis die Chance auf zumindest einen Punkt. „Das war letztlich zu wenig für eine Mannschaft, die Meister werden will“, meinte Weltmeister Markus Baur, zuletzt Trainer beim TBV Lemgo, der unter den 5600 Zuschauern in der EWS-Arena weilte.

Im vergangenen Jahr hatte der HSV beim 35:36 (15:19) in Göppingen eine seiner nur drei Saisonniederlagen hinneh-men müssen, die einzige auswärts. Am Ende, das ist bekannt, fehlte den Hamburgern diese beiden Punkte, um zum ersten Mal deutscher Meister zu werden. Mit nur sechs Minuspunkten gewann der THW Kiel im Juni zum sechsten Mal in Folge den Titel, der HSV hatte sieben Zähler auf seinem Negativkonto. Wie damals pfiffen auch diesmal die Zwillinge Bernd und Reiner Methe, 46, aus Vellmar, die bei vielen Handball-Experten als bestes deutsches Gespann gelten. Glück hatten sie dem HSV zuletzt nicht gebracht. Bei allen drei Niederlagen der Vorsaison, in Göppingen sowie Zuhause gegen Gummersbach und Kiel, waren die Methes die Schiedsrichter. Zufall? Sicherlich! Im ihrem Bemühen, objektiv zu sein, nei-gen sie bei strittigen Entscheidungen aber manchmal dazu, diese für das nominell schwächere oder das Auswärtsteam zu treffen. Doch daran lag es an diesem Abend nicht.

Beide Mannschaften gingen ersatzgeschwächt in ihr erstes Saisonspiel. Göppingen musste im linken Rückraum auf Rechtshänder Drasko Mrvaljevic verzichten. Der wurfgewaltige Montenegriner hatte im Training einen Muskelfaserriss in der Wade erlitten. Beim HSV fehlten die Langzeitverletz-ten Linkshänder Krzysztof Lijewski (Schulteroperation) und Stefan Schrö-der (Kreuzbandriss).

Rechtsaußen Hans Lindberg bestand dagegen den Härtetest kurz vor dem Anwurf. Der Däne, Torschützenkönig der Bundesliga, hatte sich beim 27:26-Supercupsieg des HSV gegen den THW Kiel am vergangenen Dienstag in München bei seiner letzten Aktion eine Bänderdehnung im linken Fuß zugezogen und konnte vier Tage lang nicht trainieren. 65 Minuten vor dem Anpfiff betrat Lindberg das Feld, machte ein paar Wurf- und Laufübungen und verschwand wieder in der Kabine. Als die Mannschaft eine Viertelstunde später zum gemeinsamen aufwärmen in die Halle kam, absolvierte Lindberg das gesamte Programm. HSV-Physiotherapeut Niklas Albers: „Hans wird auf die Zähne beißen.“ Er tat es 60 Minuten lang, schließlich war sein 150. Bundesligaspiel für die Hamburger. Ein Jubiläumstreffer gelang ihm in der 25. Mi-nute. Lindberg erzielte das 1000. Siebenmetertor in der Bundesligageschichte des HSV, die 2002 begann. Das al-lerdings gehörte aus Sicht des deut-schen Vizemeisters auch schon zu den wenigen Höhepunkten dieses Spiels.

Matthias Flohr hatte den HSV zwar in der 2:12 mit dem ersten Saisontreffer 1:0 in Führung geworfen, doch von Mit-te der ersten Halbzeit an, da stand es 9:9, liefen sich die Hamburger immer öfter in der hart zupackenden Göppin-ger Deckung fest, während die Schwaben jetzt regelmäßig Lücken in der HSV-Abwehr fanden. Die nutzten vor allem Lars Kaufmann, vergangene Saison bes-ter Feldtorschütze der Bundesliga, Michael Thiede und Rechtsaußen Christian Schöne in der ersten Halbzeit zu je-weils vier Treffern. 17:13 führten die Göppinger beim Seitenwechsel.

Und sie bauten ihren Vorsprung nach der Pause weiter aus, auf 21:16 nach 37 Minuten, auf 25:20 nach 44. Marcin Lijewski verbüßte zu diesem Zeitpunkt seine zweite Zweiminutenstrafe. Im An-griff bemühte sich derweil Kapitän Guillaume Gille um neue Impulse, nach sich in der ersten Hälfte vornehmlich Neuzugang Michael Kraus bemüht hatte, Struktur ins Hamburger Offensivspiel zu bringen. Das gelang phasenweise, aber erschreckend blieben die Schwä-chen in der Hintermannschaft, besonders bei Eins-gegen-eins-Situationen. Als Göppingens Dragos Oprea nach einer Einzelaktion in der 48. Minute zum 28:23 traf, zuckte HSV-Trainer Martin Schwalb nur resignierend mit den Schultern, als wollte er sagen: „Mensch, Männer, worüber reden wir die ganze Zeit.“ In der anschließenden Auszeit muss er jedoch die richtigen Worte gefunden haben. Der HSV kämpfte sich plötzlich Tor um Tor heran, zeigte Biss, dem überragenden Lijewski gelang in der 54. Minute mit seinem sechsten Treffer der Ausgleich zum 28:28. Doch aller Einsatz nützte nichts. Als Lindberg beim Stand von 28:30 in der 58. Minute seinen zweiten Siebenmeter verwarf, der Ball klatschte an den Pfosten, war der Fehlstart in die Saison perfekt.

In seinem ersten Saisonheimspiel empfängt der HSV am kommenden Mittwoch, dem 1. September, um 20.15 Uhr in der O2-World im Volkspark Aufsteiger Ahlen/Hamm, am Sonnabend, 19 Uhr, gas-tiert der SC Magdeburg in Hamburg.

Tore: Göppingen: Oprea 7, Thiede 7, Schöne 6, Kaufmann 5, Haaß 3, Schubert 1 (1 Siebenmeter), Anusic 1, Späth 1, Horak 1; HSV: Lindberg 7 (4), M. Lijewski 6, Vori 4, Flohr 4, Lackovic 3, Jansen 3, Kraus 2, Duvnjak 1. Schieds-richter: Bernd und Reiner Methe (Vell-mar). Zuschauer: 5600 (ausverkauft). Zeitstrafen: 5; 3.