Hamburg. Am Sonnabend beginnt die Galopp-Woche in Horn. Neuerungen sollen das Hamburger Sportereignis konkurrenzfähig machen.

Leisten kann sie sich der klamme Hamburger Renn-Club eigentlich nicht. Dennoch musste endlich eine neue Startmaschine her. Die alte war fast 50 Jahre alt. Und schon im vergangenen Jahr wurden die Galopprennen in Horn mit einem geliehenen und auch schon 15 Jahre alten Modell aus Bremen gestartet, das per Tieflader nachts angeliefert wurde. Deshalb fasste das Präsidium den Beschluss, mit Hilfe privater Investoren und Partnerfirmen das Geld zu beschaffen. Schließlich startet an diesem Sonnabend nicht irgendein Idee-Derby-Meeting, sondern die Jubiläumsausgabe mit dem 150. Deutschen Derby – und Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher nebst Gattin haben schon zugesagt, am übernächsten Sonntag dabei zu sein, wenn das wichtigste Rennen im deutschen Galopp-Rennsport gestartet wird.

Seit dieser Woche steht das neue dunkelgrün glänzende Stück, nach modernsten Erkenntnissen, also möglichst pferdefreundlich ausgestattet und für 20 Galopper passend, auf dem Gelände. Etwa 110.000 Euro kostet das in einer französischen Manufaktur gefertigte Teil.

Zwei Tage dauerte der Zusammenbau. Der Vorteil: Weil die Startmaschine zweigeteilt ist (12 und 8 Boxen), reicht bei Rennen mit wenig Teilnehmern die kleine Version. „Damit sind wir noch flexibler“, sagt Ilona Vollmers, als Schatzmeisterin im Hamburger Renn-Club die Frau für die Zahlen.

Sie freut es besonders, dass seit Januar 2019 eine Neuerung bei den Wetten gibt. Wer auf Sieg und/oder Platz wettet, die besonders populäre Variante, bekommt mehr Geld als in den Vorjahren bei einem Treffer ausgezahlt. Die deutschen Rennvereine haben die Steuerabzüge deutlich gesenkt: Nur noch 15 statt bislang 22 Prozent. Das bedeutet dank besserer Quoten höhere Gewinne. „Die Anpassung entspricht internationalen Gepflogenheiten“, sagt Hans-Ludolf Matthiessen der stellvertretende Vorstand. „Damit wird das Wetten deutlich attraktiver.“

Hamburger Goldkehlchen singen deutsche Hymne

Sportlich erwartet die Besucher in Horn neben bestem Sommerwetter gleich am Sonnabend ein besonders spannendes Rennen. Der sogenannte Lange Hamburger (Start 16.40 Uhr), auch „Hamburg-Marathon“ genannt, geht über 3200 Meter und ist mit 25.000 Euro dotiert. Am Sonntag dann ist der Große Hansa Preis (Start 17.05 Uhr) das attraktivste Rennen. Der Sieger erhält 40.000 Euro.

Parallel laufen die Vorbereitungen für das Deutsche Jubiläums-Derby, den Höhepunkt der Sportveranstaltung. „Auch bei uns sollen die Hamburger Goldkehlchen singen“, sagt Katharina Wind (29), Tochter des langjährigen Rennarztes Peter Wind und Vorsitzende des Jungen Vorstandes im Hamburger Renn-Club. 70 junge Männer haben sich 2016 zu einer Chor-Formation zusammengefunden, die inzwischen Kultstatus in der Hansestadt erreicht hat. Auch am Rothenbaum, beim Tennis-Turnier, werden sie auftreten. „Bei uns singen sie die deutsche Hymne“, sagt Wind. „Egal, wer das Derby gewinnt.“ Die Hoffnung: möglichst viele junge Menschen auf die Anlage in Horn zu locken. Dazu soll auch ein eigenes Rennen beitragen, die sogenannte „Young Turf Day Trophy“ am Mittwoch, „um neue Zielgruppen zu erschließen“, wie Wind sagt.

Eine Niederlage allerdings musste der Junge Vorstand hinnehmen. Die Food-Trucks, die im vergangenen Jahr für innovative Gaumengenüsse auf dem Marktplatz des Geländes sorgten, gibt es diesmal nicht. „Die Miete war ihnen wohl zu hoch“, sagt Wind.

Dass es zudem mal wieder Konkurrenz in Form von der Beachvolleyball-WM am Rothenbaum und nächstes Wochenende mit den Triathleten an der Alster gibt, versuchen die Galopp-Veranstalter mit Gelassenheit zu nehmen. „Wir sind trotzdem zuversichtlich, dass viele Menschen zu uns kommen“, sagt Ilona Vollmers. „Unser Sport ist ja auch ein Familiensport.“