Der FC St. Pauli feiert beim 1:0 in Hannover dank des ersten Saisontreffers von Ebbers den dritten Sieg im vierten Auswärtsspiel der Saison.

Hannover. Ganz entspannt stand Marius Ebbers da in seinem braunem Parka, das "Sky"-Mikrofon in der rechten Hand. "Die Flanke war so gut, da war es ganz einfach, den Ball reinzuköpfen", sprach Ebbers gelassen. Der Mann des Abends wirkte so unaufgeregt, als habe er soeben einen Treffer in einem Trainingsspiel erzielt. Dabei war sein Tor so wichtig - schließlich war es der Treffer zum 1:0 (1:0)-Sieg bei Hannover 96. Damit feierte der Kiezklub bereits den dritten Auswärtssieg in dieser Saison - für einen Aufsteiger mehr als respektabel. Trainer Holger Stanislawski, der sein Team nach der 1:3-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund noch so vehement kritisiert hatte, war denn auch voll des Lobes: "Das hat die Mannschaft grandios gemacht."

Die alles entscheidende Szene passierte bereits in der sechsten Minute. Nach einem wunderbaren Spielzug über die linke Seite und einer Flanke von Bastian Oczipka köpfte der mit einer Sonne am Ellenbogen tätowierte Ebbers ganz platziert. Hannovers Torwart Florian Fromlowitz streckte sich, doch Ebbers' vom Innenpfosten ins Tor prallenden Kopfball konnte er nicht mehr erreichen. Die Befreiung des bis dato ohne Treffer in dieser Saison gebliebenen Torjägers war bis in die letzten Reihen der ausverkauften Arena zu spüren. "Jetzt muss er sich nicht mehr fragen lassen, wann er endlich trifft", freute sich Stanislawski. Sportchef Helmut Schulte sprach gar von einem "Tor aus der Lehrbuch-Abteilung" und ergänzte: "Da schlägt mein altes Trainer-Herz gleich drei Takte mehr. Einfach super."

Dass Ebbers mit seinem Tor die Grundlage für den mit einer starken Leistung herausgespielten 1:0-Sieg des Kiezklubs legen würde, war zu diesem Zeitpunkt bereits zu erahnen. Stanislawski war in Hannover wieder zum bewährten 4-2-3-1-System mit Ebbers als einziger Spitze zurückgekehrt. Er mache sich wegen des bislang ausgebliebenen Torerfolgs "keinen Stress", hatte Ebbers unter der Woche betont, nachdem seine durch einen Zusammenprall aus dem Spiel gegen Borussia Dortmund angeschwollene Lippe dies wieder zugelassen hatte. In der vergangenen Zweitliga-Saison habe man sich einfach mehr Torchancen erspielt. Jetzt gelte es aus dem geringeren Angebot seinen Nutzen zu ziehen. Gesagt, getan. In Hannover verwandelte der Torjäger gleich die erste Möglichkeit.

In der gegen Dortmund nicht wirklich sattelfesten Verteidigung setzte Stanislawski wieder auf den von einer Wadenprellung genesenen Innenverteidiger Carlos Zambrano neben Markus Thorandt, gab zudem Florian Lechner auf der rechten Verteidigerposition den Vorzug vor Moritz Volz, Lechner ersetzte somit den verletzten Carsten Rothenbach. Für Lechner war es nicht nur der erste Bundesliga-Einsatz in dieser Saison, sondern der erste Auftritt in Deutschlands Eliteklasse überhaupt.

Gerald Asamoah muss dagegen weiter auf sein erstes Spiel für St. Pauli von Beginn an warten. Dabei wäre es für den ehemaligen Schalker in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderes gewesen. Asamoah entstammt nicht nur der Jugendabteilung von Hannover 96, auch viele seiner Angehörigen leben noch in der Stadt. Zudem war es ausgerechnet eine Partie gegen St. Pauli, nach der seine schwere Herzerkrankung diagnostiziert wurde. Derzeit behindert ihn eine Muskelverletzung, und so reichte es unter den Augen des ehemaligen HSV-Trainers Bruno Labbadia nur für einen Einsatz ab der 65. Minute. Eine Viertelstunde später bekam er dann sogar noch einmal den Ball im Strafraum auf den Fuß, ließ ihn aber zu weit abprallen. Das war allerdings nicht weiter schlimm, weil sich die so stark in die Saison gestarteten 96er über die gesamte Partie zu harmlos präsentierten. Zudem sah Haggui in der 80. Minute nach einer Notbremse gegen Matthias Lehmann die Rote Karte.

Während die Hannoveraner Zuschauer das Stadion schon vorzeitig in Scharen verließen, gab es für die rund 8000 mitgereisten Hamburger richtig was zu feiern. Und Schulte versprach, dass man nun auch am Millerntor nachlegen werde: "Auch dort werden wir unsere Punkte holen."

Hannover: Fromlowitz - Cherundolo, Haggui, Pogatetz (59. Forssell), Schulz - Pinto, Schmiedebach - Stoppelkamp (85. Hanke), Stindl (77. Djakpa). Rausch - Abdellaoue.

St. Pauli: Kessler - Lechner, Zambrano, Thorandt, Oczipka - Boll, Lehmann - Bartels, Kruse (74. Naki), Hennings (65. Asamoah) - Ebbers (77. Takyi).

Tor: 0:1 Ebbers (6.). SR: Wingenbach (Diez). Z.: 49.000 (ausverkauft). Rot: Haggui (80./Notbremse). Gelb: Schmiedebach, Pinto/Kruse, Boll