Verteidiger Thorandt: „Wir müssen die langen Spieler vor dem Absprung stören.“ Trainer Frontzeck und Präsident Orth haben sich ausgesprochen.

Hamburg. Die Szene prägte sich bei den Spielern des FC St. Pauli am vergangenen Sonntag ein. Bei einer Ecke entwischt der Karlsruher Mittelfeldspieler Dominic Peitz im Strafraum seinem Gegenspieler, dem Frankfurter Björn Schlicke, springt unbedrängt hoch und köpft den Ball zum 1:0-Siegtreffer für den Karlsruher SC ins Tor. Peitz misst stolze 1,96 Meter und kam in einer derart luftigen Höhe an den Ball, bei der selbst Torhüter mit ihren Händen Reichweite-Probleme hätten.

An diesem Sonnabend (15.30 Uhr) werden es die Spieler des FC St. Pauli mit dem „Riesen“ Peitz zu tun bekommen. Mehr noch: Im Team des Zweitliga-Aufsteigers Karlsruher SC stehen noch weitere, sehr groß gewachsene Akteure, insbesondere die Abwehrspieler Daniel Gordon und Jan Mauersberger, die jeweils 1,94 Meter groß sind, und der niederländische Stürmer Koen van der Biezen, der 1,93 Meter misst. Im Team des FC St. Pauli kann nur ein derzeit gesunder Feldspieler bei diesen Werten mithalten. Kapitän Fabian Boll ist ebenfalls 1,93 Meter groß. Der um nur einen Zentimeter kleinere Sebastian Schachten fällt hingegen noch mit einem Muskelfaserriss aus.

Wie also wollen die St. Paulianer der drohenden Lufthoheit ihres nächsten Gegners insbesondere bei Ecken und Freistößen Paroli bieten? „Es ist ja kein Geheimnis, dass wir auch bei solchen Standardsituationen mit einer Raum- und nicht mit einer Manndeckung spielen“, sagt Markus Thorandt. Dennoch weiß der 1,87 Meter große Innenverteidiger, dass ihm einige Kopfball-Duelle gegen die „Langen“ des Karlsruher SC bevorstehen. „Wenn einer wie Peitz erst einmal hochgesprungen ist, können wir ihn nicht mehr verteidigen“, sagt Thorandt und liefert sein Patentrezept für diese Situationen gleich mit. „Man muss so einen Spieler schon beim Hochspringen stören – natürlich nur mit fairen Mitteln.“

Frontzeck erwartet mehr Raum

Gelegenheit, dies erfolgreich zu üben, hatten Thorandt und seine Defensiv-Kollegen schon am vergangenen Freitagabend im Zweitliga-Auftaktspiel der Saison gegen 1860 München (1:0). „Gegen dessen Stürmer Rob Friend haben wir ähnlich spielen müssen“ sagt Thorandt. „Entscheidend ist, dass man immer eng am Mann ist und sich nicht durch eine plötzliche Bewegung überraschen lässt.“ Es sei zwar nicht zu vermeiden, dass so ein großer, wuchtiger Spieler den Ball annimmt und abschirmt, wenn er mit dem Rücken zum Tor steht. „Aber man muss verhindern, dass er sich drehen und auf das Tor schießen kann“, sagt Thorandt, der gemeinsam mit seinem Nebenmann Sören Gonther gegen 1860 die gegnerischen Offensivkräfte weitgehend in Schach hielt. Beide wurden dafür vom Fachmagazin „Kicker“ mit einer Berufung in die „Elf des Tages“ belohnt.

St. Paulis Trainer Michael Frontzeck will den Längenvorteilen der Karlsruher keine größere Bedeutung beimessen. „Ich reagiere ja nur hin und wieder auf besondere Stärken unserer Gegner. Aber in der Regel setze ich unabhängig vom jeweiligen Gegner auf unsere Vorteile“, sagte Frontzeck am Donnerstag. Diese könnten in diesem speziellen Fall darin bestehen, auf die flinken Spieler wie Fin Bartels und Marc Rzatkowski zu setzen. „Da der KSC in seinem ersten Heimspiel der Saison etwas offensiver als im Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt agieren wird, wird er uns mehr Raum lassen. Den sollten wir nutzen, indem wir mit unseren kleinen, wendigen Spielern zügig nach vorn spielen“, sagte Frontzeck.

Der Trainer ordnete im Übrigen an, dass seine Spieler die zu erwartenden Temperaturen von 35 Grad Celsius und mehr weder im Vorwege noch in der Nachbetrachtung als Grund für eventuelle Schwächen anführen dürfen. „Es wird nichts geben, was nach einer Ausrede riecht“, sagte Frontzeck.

Unterdessen berichtete Frontzeck, dass das angekündigte klärende Gespräch mit St. Paulis Club-Präsident Stefan Orth stattgefunden hat. „Es war ein gutes Gespräch unter Männern. Die Kuh ist vom Eis“, sagte der Trainer, der sich nach dem Spiel gegen 1860 München beklagt hatte, dass Orth zuvor öffentlich einen „klaren Sieg“ vorhergesagt hatte.