St. Paulis Trainer Michael Frontzeck zieht nach dem Trainingslager in Österreich ein eindeutiges Fazit. Bis zum Auftakt gegen 1860 soll das Pensum heruntergefahren werden.

Pichl. Zum Abschied durften es sich die Profis des FC St. Pauli noch einmal schmecken lassen. Küchenchef Rupert Kocher hatte auf der Hotelterrasse des Pichlmayrguts auf Wunsch des Hamburger Teams frisch gefertigten Kaiserschmarrn angerichtet. Nicht nur St. Paulis Österreicher Michael Gregoritsch zeigte sich begeistert von der Landesspezialität. „Das kann ich sehr empfehlen“, sagte auch der gut gelaunte Michael Frontzeck nach acht Tagen harter Trainingsarbeit. „Wir sind hier zwar super versorgt worden und haben gute Bedingungen vorgefunden, aber die Familie mal wieder zu sehen, ist auch nicht so schlecht“, begann der 49 Jahre alte Coach gut eine Woche vor dem Punktspielstart des Zweitliga-Clubs sein Fazit des Trainingslagers in der Steiermark.

In Österreich hat St. Pauli nach dem Lauftrainingslager in Husum nun auch die Grundlagen im spielerischen Bereich gelegt. Immer wieder wurden Spielformen geübt, Standardsituationen einstudiert. „Wir gehen mit einem guten Gefühl aus dieser Woche. Aber auch mit einem Gefühl der Müdigkeit“, erklärte Frontzeck. Vier Wochen Fleißarbeit liegen hinter seiner Mannschaft, weshalb die Beine auch in den drei in Österreich absolvierten Testspielen schwer wurden. „Es war klar, dass es hier noch mal eine intensive Woche würde, jetzt müssen wir aber auch das Pensum runterfahren, um für das Spiel gegen 1860 die Spritzigkeit zu bekommen“, sagte der Trainer mit Blick auf das Zweitliga-Auftaktspiel am kommenden Freitag (20.30 Uhr) am Millerntor gegen die Münchner Löwen.

Dann geht der FC St. Pauli nach dem in der vergangenen Saison hart erkämpften Klassenerhalt in ein weiteres Jahr des Umbruchs. Denn acht Verpflichtungen haben der Mannschaft ein runderneuertes Gesicht beschert. Die Stürmer John Verhoek, 24, Christopher Nöthe, 25, und Michael Gregoritsch, 19, die Außenverteidiger Bernd Nehrig, 26, und Marcel Halstenberg, 21, Innenverteidiger Sebastian Ziereis, 20, sowie die Mittelfeldakteure Marc Rzatkowski, 23, und Sebastian Maier, 19, haben auf Anhieb ihre Chance genutzt. Die neuen, jungen Spieler zeigten sich angriffslustig und sorgen für einen enorm gestiegenen Konkurrenzkampf um die Stammplätze.

„Mich freut besonders, dass wir mit den vielen neuen Spielern ein gutes Miteinander haben, die Integration ist reibungslos verlaufen“, findet Michael Frontzeck, der sich in der neuen Saison vor Luxusprobleme gestellt sieht: „Wenn wir komplett sind, werden es die Spieler dem Trainer sehr schwer machen zu entscheiden, wer letztlich im Kader oder auf dem Platz steht. Das ist schön, denn oftmals hat sich die Mannschaft durch Verletzungen zuletzt von selbst aufgestellt“, sagte er.

Lob macht verletztem Schindler Mut

Wie schnell die schönen Gedankenspiele verfliegen können, zeigte während der Tage von Pichl die erneute Verletzung von Kevin Schindler, der sich eine Sprungbeinprellung ausgerechnet an jenem Außenband zuzog, das ihn in der vergangenen Saison monatelang außer Gefecht gesetzt hatte. Schindler hatte bis dato als Rechtsverteidiger überzeugen können, erhielt ein Lob vom Trainer, das Hoffnung macht: „Kevin hat mir sehr gut gefallen. Die Verletzung ist traurig für ihn, aber er hat noch nicht so viel verloren in diesen Tagen.“ Während Schindler nur im Bereich der Rehabilitation arbeiten konnte, stieg Dennis Daube nach Außenbandanriss im Knie am Sonntag wieder ins Lauftraining ein. Auch Abwehrspieler Florian Mohr befindet sich nach seinem Bandscheibenvorfall wieder im Aufbautraining.

Frontzeck tauschte in den Testspielen in allen Mannschaftsteilen durch, ließ einige Spieler auch auf „fachfremden“ Positionen auflaufen. Auf die Resultate, sagt der Trainer, habe er dabei keinen großen Wert gelegt. Dass St. Pauli nach acht Partien in dieser Saison weiter ungeschlagen sei, nehme er dennoch positiv zur Kenntnis. Mit den hart geführten Spielen gegen den FC Pasching (0:0), Wacker Burghausen (2:1) und den SV Grödig (2:1) zeigte sich Frontzeck allerdings nur teilweise zufrieden. „Es war spielerisch oftmals nicht leicht. Die Mannschaft hat immer wieder einen gewissen Anlauf gebraucht“, analysierte er. „In allen drei Spielen hat mir aber gefallen, dass die Jungs defensiv gegen den Ball relativ wenig zugelassen haben.“ An der mangelnden Chancenverwertung müsse jedoch unbedingt noch gearbeitet werden: „Wir hätten deutlich mehr Tore schießen müssen.“

Wenn sich die Mannschaft des FC St. Pauli an diesem Freitag (18.30 Uhr)zum ersten Mal im Millerntor-Stadion zur Generalprobe gegen den 13-maligen türkischen Meister Besiktas Istanbul präsentiert, werde seinen Profis noch die Frische fehlen, dämpfte Frontzeck zu hohe Erwartungen. „Aber gegen einen hochwertigen Gegner will sich die Mannschaft natürlich gut präsentieren“, versprach der Trainer den mindestens 11.000 Fans, die bereits im Vorverkauf Karten für das Freitagabendspiel erworben haben. Wild durcheinanderwechseln werde er gegen die Türken nicht mehr. Allerdings: „Vielleicht probieren wir das ein oder andere noch aus.“