Für die Startelf der Kiezkicker zum Auftakt gegen 1860 München sind erst drei Spieler gesetzt. Vor allem im Sturm ist der Konkurrenzkampf groß.

Pichl. Vier Wochen schweißtreibender Vorbereitung liegen hinter den Profis des FC St. Pauli, wenn sie an diesem Mittwoch das Trainingslager im österreichischen Pichl verlassen. Mit acht Neuzugängen haben Sportchef Rachid Azzouzi und Trainer Michael Frontzeck im Kader des Hamburger Zweitligaclubs einen spannenden Konkurrenzkampf entfacht. Dies ist der aktuelle Stand auf den einzelnen Positionen:

Torhüter: Philipp Tschauner bleibt auch in der neuen Saison Nummer eins. Das legte Frontzeck ungewohnt früh bereits nach dem ersten Trainingslager in Husum fest. Der Druck auf Tschauner ist jedoch größer geworden. Denn mit Robin Himmelmann steht der wohl beste Ersatzkeeper der Zweiten Liga bereit. Beim 2:1 in Burghausen überragte Himmelmann mit Glanztaten in Serie. Benedikt Pliquett ist Nummer drei.

Abwehr: Um zwei Plätze in der Innenverteidigung bewerben sich gleich fünf Spieler, wobei Florian Mohr (Aufbautraining nach Bandscheibenvorfall) erst verspätet eingreifen kann. Als Abwehrchef gesetzt sein dürfte Markus Thorandt. Um den Posten des Nebenmanns liefern sich Jan-Philipp Kalla und Sören Gonther ein interessantes Duell. Kalla präsentierte sich vor allem beim Test in Pasching in starker Verfassung. Doch auch Gonther hat seine Rückstände nach langer Verletzungspause aufgeholt. Fazit: hauchdünner Vorsprung für St.-Pauli-Urgestein Kalla. Der erst 19 Jahre alte Neuzugang Philipp Ziereis geht als Herausforderer in die Saison.

Auf den Außenbahnen ist es Sportchef Azzouzi gelungen, die Lücken der vergangenen Spielzeit zu schließen. Mit Bernd Nehrig und Marcel Halstenberg kamen zwei Neue, die Sebastian Schachten und Kevin Schindler herausfordern sollten. Pechvogel Schindler verletzte sich in Pichl erneut am Außenband und wird zum Saisonstart fehlen.

Weil der aus Dortmund gekommene Halstenberg überraschend stark aufspielt, robust ist und einen starken linken Fuß hat, könnte es vor allem auf der rechten Seite zwischen Nehrig und Schachten zum heißen Duell kommen. In Grödig verteidigte Halstenberg 90 Minuten lang links, Nehrig und Schachten teilten sich eine Hälfte lang die rechte Bahn. Die Generalprobe gegen Besiktas Istanbul am Freitag (18.30 Uhr) soll weiter Aufschluss bringen.

Mittelfeld: Wegen der Systemumstellung auf zwei nominelle Stürmer sind hier nur noch vier Plätze zu vergeben. Weil die Rolle des klassischen Spielmachers wegfällt, schert St. Paulis Nummer 10 Christopher Buchtmann in die Doppelsechs im defensiven Mittelfeld ein. Dort muss er sich gegen die routinierten Fabian Boll und Florian Kringe durchsetzen. Dennis Daube, der das Lauftraining nach einem Außenbandanriss im Knie wieder aufgenommen hat, steht erst nach Saisonstart zur Verfügung. Als Kapitän und Führungsfigur geht Boll, der die Vorbereitung diesmal schmerzfrei absolviert hat, mit leichtem Vorsprung ins Rennen. Kringes Ruhe im Spielaufbau weiß Frontzeck aber ebenso zu schätzen. In Burghausen sammelte der frühere Dortmunder mit gelungenen Pässen und einem Tor Pluspunkte. Buchtmann steht für die offensivere Variante auf der Sechser-Position. Dort, sagt er, habe er schon in Liverpool, bei Fulham und in der Junioren-Nationalelf gespielt. Je nach Ausrichtung des Gegners kann Frontzeck hier künftig variabel agieren.

Die linke Außenbahn gehört zum Saisonstart wohl Marc Rzatkowski. Schon in Bochum spielte der dribbelstarke Techniker dort eine gute Rolle und bestätigte seine Qualitäten auch in Österreich. Sein Spielwitz ist in der neuen Saison gefragt.

Dicht gedrängt geht es auf der rechten Seite zu. Dort droht der etablierte Fin Bartels seinen Platz in der Startformation zu verlieren. Nach einem missratenen Auftritt in Pasching, als er zur Pause ausgewechselt wurde, bat Azzouzi den 26-Jährigen auf der Hotelterrasse zum Einzelgespräch. Bartels muss zulegen, wenn er gegen 1860 München beginnen will. Denn Neuzugang Sebastian Maier, 19, ist eine der positiven Überraschungen der Vorbereitung. Als Perspektivspieler geholt, machte er mit feiner Ballbehandlung, starkem Abschluss und guten Standards auf sich aufmerksam. Einzig die mangelnde Erfahrung spricht gegen den früheren Münchner. Auch Lennart Thy, der körperlich in Bestform ist, hat gute Chancen auf die Rolle Rechtsaußen. Okan Kurt, der die gesamte Vorbereitung mit dem Profikader absolviert, ist vorerst für Thomas Meggles U23 vorgesehen.

Sturm: John Verhoek und Christopher Nöthe dürften vorn liegen. Ihre Torgefährlichkeit haben sie in der Zweiten Liga bereits gezeigt. Nöthe als „Strafraumschleicher“ und Verhoek, der sich oft zurückfallen lässt und Bälle mit dem Rücken zum Tor festmachen kann, stellen zwei unterschiedliche Stürmertypen dar, die sich gut ergänzen dürften. Mit Thy und Michael Gregoritsch, die in den Testspielen je zehnmal trafen, ist die Konkurrenz groß.