St. Paulis Trainer Michael Frontzeck belohnt seine Mannschaft nach dem 0:0 in Duisburg mit eineinhalb freien Tagen. St. Pauli nur noch drei Punkte vor dem Relegationsplatz.

Duisburg. Sie wussten nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Während Daniel Ginczek seinen vergebenen Chancen sichtlich nachtrauerte, peitschte Sebastian Schachten die Mannschaftskollegen nach dem Schlusspfiff mit geballter Faust ein, klatschte seine Abwehrkollegen ab und wollte deutlich machen: Dies hier war ein Punktgewinn. Immerhin hatte der FC St. Pauli in den 90 vorangegangenen Minuten gegen den MSV Duisburg erstmals seit acht Partien kein Gegentor kassiert, blieb allerdings auch vorne ohne Treffer, sodass man sich leistungsgerecht 0:0-Unentschieden trennte. "Wir haben einen Punkt gewonnen, aber gleichzeitig auch zwei verloren", wusste Ginczek, während Florian Bruns den Platz mit "gemischten Gefühlen" verließ: "Wir sind damit natürlich nicht zufrieden, wollten das Spiel unbedingt gewinnen, aber es hat ein bisschen Glück gefehlt."

Weil St. Pauli an diesem Nachmittag "einiges gut gemacht hatte, was in den letzten Wochen schlecht lief" (Bruns), sprang zwar der erste Auswärtspunkt seit dem 3. März (1:0 in Aalen) heraus, dennoch schmolz der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 (Dynamo Dresden) nach dem 32. Spieltag von fünf auf drei Punkte, weil die Konkurrenten Dresden und Bochum siegten. "Es hätten weiter fünf, aber auch nur noch zwei Punkte Vorsprung sein können, mit drei Zählern können wir jetzt gut leben", sagte Trainer Michael Frontzeck und attestierte seiner Mannschaft eine gute Leistung, die er anschließend gar mit eineinhalb freien Tagen belohnte.

Frontzeck hatte angekündigt, die Eindrücke aus dem Kurztrainingslager in der Klosterpforte in Harsewinkel auf sich wirken lassen zu wollen, um seine Elf zu finden und veränderte diese so auf gleich drei Positionen. Für Christopher Avevor, der bei der 2:3-Niederlage gegen Hertha BSC an zwei Gegentoren maßgeblich beteiligt gewesen war, rückte Jan-Philipp Kalla von der Außenposition ins Abwehrzentrum. Seine Rolle auf Rechtsaußen übernahm Patrick Funk. "Das hatte ich so schon länger mal im Kopf", erklärte Frontzeck. Im defensiven Mittelfeld konnte der schmerzlich vermisste Fabian Boll wieder von Beginn an ran. Frontzeck hatte seinem Kapitän die Entscheidung über einen Startelf-Einsatz selbst überlassen, erhielt grünes Licht und zog Boll dem nach Muskelfaserriss wieder genesenen Florian Kringe vor.

Dass die Gastgeber seit sechs Spielen ungeschlagen mit viel Selbstbewusstsein antraten und die Hamburger zwei Pleiten im Gepäck hatten, war dem Spiel kaum anzumerken. Mutig trat St. Pauli in der ersten Hälfte auf, erarbeitete sich durch den agilen Florian Bruns, Lennart Thy und Daniel Ginczek gute Offensivaktionen.

Beste Gelegenheiten vergab vor allem Ginczek, als er zunächst frei vor dem Tor an Schlussmann Felix Wiedwald scheiterte (17.), später eine Thy-Flanke aus kurzer Distanz (41.) nicht über die Linie drücken konnte. "Das tut mir leid für die Mannschaft, aber heute wollte der Ball einfach nicht rein", sagte Ginczek und erhielt dabei Unterstützung von Abwehrchef Markus Thorandt: "Ginni kann auch nicht jeden Ball reinmachen, sonst würde er beim FC Bayern spielen."

Duisburg war - trotz einer deutlich stabilisierten Hamburger Abwehr - dennoch immer wieder in der Lage, gefährlich vors Tor von Philipp Tschauner zu kommen. Goran Sukalo per Kopf (13.), Kevin Wolze (33.) und Srdjan Baljak (37.) hatten aussichtsreiche Gelegenheiten vor dem Seitenwechsel, scheiterten aber am diesmal kollektiv starken Defensivverbund St. Paulis.

Dass nach der Pause bei sommerlichen Temperaturen und schwindenden Kräften dennoch die Null stand, hatte Frontzeck vor allem dem Innenverteidigerduo Kalla/Thorandt und einem aggressiven Funk zu verdanken. "Das war fehlerfrei, so gut haben wir schon lange nicht mehr verteidigt", hob der Trainer hervor. Offensiv trat sein Team in der Schlussphase jedoch nur noch durch Konter oder Standardsituationen in Erscheinung. Zu viele Fehlpässe und wenig Tempo verhinderten einen geordneten Spielaufbau. Schachten und Thy im Nachschuss vergaben die beste Möglichkeit der zweiten Hälfte (78.).

Den dritten Auswärtssieg der Saison verpasste St. Pauli trotz Kurztrainingslager zwar, Frontzeck beschwor mit einem Augenzwinkern nach dem Schlusspfiff dennoch den "Geist der Klosterpforte". "Mir war wichtig, dass wir die Gegentorflut der vergangenen Wochen gestoppt haben", hob er hervor, "für ein Auswärtsspiel hatten wir auch genügend Torchancen." Dass mit Eintracht Braunschweig am kommenden Sonntag erneut ein bereits feststehender Aufsteiger ans Millerntor reist, konnte die Zuversicht nach dem torlosen Punktgewinn nicht mindern: "Drei Euro fürs Phrasenschwein, aber jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden", sagte Kapitän Boll.

Statistik

Duisburg: Wiedwald - Brosinski, Bomheuer, Bajic, Perthel - Sukalo, Koch (84. Öztürk) - Gjasula (90.+2 Bollmann), Wolze - Exslager (82. Dum), Baljak. - Trainer: Runjaic

St. Pauli: Tschauner - Funk, Thorandt, Kalla, Schachten - Boll, Bruns - Thy, Daube (63. Kringe), Bartels - Ginczek (86. Ebbers). - Trainer: Frontzeck

Schiedsrichter: Robert Kempter (Sauldorf)

Zuschauer: 18.239

Beste Spieler: Wiedwald, Gjasula - Boll, Ginczek

Gelbe Karten: Koch (7), Wolze (7), Perthel (5) - Funk (4)

Erweiterte Statistik (Quelle: impire):

Torschüsse: 12:11

Ecken: 5:8

Ballbesitz: 55:45 Prozent

Restprogramm im Kampf um die Relegation:

VfL Bochum (38 Punkte, 38:48 Tore): FSV Frankfurt (A), Union Berlin (H)

FC St. Pauli (37 Punkte, 37:45 Tore): Eintracht Braunschweig (H), 1. FC Kaiserslautern (A)

Erzgebirge Aue (34 Punkte, 38:45 Tore): FC Ingolstadt (H), SV Sandhausen (A)

Dynamo Dresden (34 Punkte, 32:45 Tore): VfR Aalen (A), Jahn Regensburg (H).