Für den Kiezclub stehen im Abstiegskampf vier Duelle gegen Zweitliga-Topclubs an. Sportchef Azzouzi ruft dazu auf, „alle Kräfte zu bündeln“.

Hamburg. Das Millerntor meldet in dieser Saison "ausverkauft". Nicht nur am Sonnabend gegen 1860 München (13 Uhr) werden 29.063 Zuschauer in der Heimspielstätte des FC St. Pauli Platz nehmen. Auch die beiden weiteren Heimpartien gegen die Fast-Bundesligaaufsteiger Hertha BSC (28. April) und Eintracht Braunschweig (12. Mai) sind bereits nahezu restlos ausverkauft. Kein Wunder, gastieren mit den drei auswärtsstärksten Teams der Liga höchst attraktive Gegner. Gänsehaut-Atmosphäre ist garantiert, dennoch hält sich die Freude bei Spielern und Verantwortlichen auf St. Pauli in Grenzen: Wochen der Wahrheit stehen an.

Denn auch im April 2013 steckt der Club weiter im Abstiegskampf. Sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz scheinen zunächst komfortabel, doch in genau sieben Tagen trifft die Elf von Trainer Michael Frontzeck auswärts auf jenen Tabellen-16. VfL Bochum. Der Vorsprung könnte bei weiteren Misserfolgen - aus den letzten drei Spielen holte St. Pauli nur einen Punkt - schnell aufgebraucht sein. Angesichts des brisanten Terminkalenders warnt Kapitän Fabian Boll: "Wir dürfen die Lage nicht unterschätzen. Der Klassenerhalt ist noch längst nicht in trockenen Tüchern." Ihm zur Seite springt Sportchef Rachid Azzouzi, der nach einer nervenaufreibenden Saison noch einmal dazu aufruft, "alle Kräfte zu bündeln". Von Panik ob des Restprogramms hält Azzouzi wenig. "In der Zweiten Liga spielen fast alle Teams ständig um Auf- oder Abstieg. Wir konzentrieren uns nur auf die eigenen Stärken."

Schwach präsentiert sich St. Pauli derzeit jedoch vor allem in der eigenen Defensive. "Da haben wir zuletzt zu viele Gegentore bekommen", weiß auch Azzouzi. Die Statistik belegt: In den vergangenen vier Spielen kassierte kein Team aus dem Tabellenkeller so viele Gegentreffer wie St. Pauli (elf). Auch die eklatante Auswärtsschwäche hat die Mannschaft nicht ablegen können. Einzig im Hinspiel in München (2:0) und in Aalen (1:0) feierte man Erfolge. Nach Bochum muss St. Pauli noch zum MSV Duisburg (Dritter der "Rückrundentabelle") und am 34. Spieltag auf den Betzenberg nach Kaiserslautern, wo es für die Pfälzer noch um das Erreichen von Relegationsplatz drei gehen könnte.

"Wenn es dann im letzten Spiel reicht, um über dem Strich zu stehen, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", erklärt Boll. Ein Sieg über 1860 München könnte jedoch schneller Abhilfe schaffen. 36 Punkte reichten in der vergangenen Saison nämlich schon für den Klassenerhalt.

Das für Donnerstag angekündigte Urteil im Prozess zwischen St. Pauli und Vermarkter Upsolut ist auf den 31. Mai verschoben worden.