In Berlin und Dresden traf St. Pauli zwar jeweils zweimal, doch kassierte insgesamt sieben Treffer. Die Bilanz des kommenden Gegners beruhigt eher wenig.

Hamburg. Elf Gegentore in den vergangenen vier Zweitligaspielen - der FC St. Pauli hat aktuell ein schwerwiegendes Abwehrproblem. Die jüngsten Auswärtsniederlagen bei Union Berlin (2:4) und Dynamo Dresden (2:3) hatten ihre entscheidende Ursache darin, dass der Defensive in wichtigen Momenten die Stabilität verloren ging. Die drei Tore für Dresden fielen am vergangenen Sonnabend innerhalb von nur 15 Minuten. "Das darf nicht passieren", sagt Florian Mohr, einer der Innenverteidiger. Die beiden Treffer, die zuvor die Pleite in Berlin besiegelten, erzielte Union gar innerhalb von nur zwei Minuten.

Besonders fatal an St. Paulis Abwehrproblem ist, dass diese Schwäche in der Saisonmitte schon behoben schien. Es findet also in diesem Punkt gerade eine Rückentwicklung statt, die im Kampf um die letzten für den Klassenverbleib noch nötigen Punkte verheerende Auswirkungen haben könnte.

Als Michael Frontzeck im Oktober den Trainerjob auf St. Pauli übernahm, sah er es als entscheidenden Faktor an, die Defensive seiner Elf zu stärken und zu stabilisieren. Das 0:3 in Regensburg und das 2:2 gegen Union Berlin in den Spielen unmittelbar zuvor hatten ihm verdeutlicht, dass er hier den Hebel ansetzen muss, um die Mannschaft von Rang 17, also einem direkten Abstiegsplatz, nach oben führen zu können.

Das Vorhaben gelang im Wesentlichen. Nach zwölf Gegentoren in den ersten neun Saisonspielen, als Frontzeck noch nicht verantwortlich war, ließ die Mannschaft in den ersten elf Partien unter dem neuen Trainer nur zehn Tore des Gegners zu. "Die Verteidigung ist die Basis für alles", sagt Frontzeck. Im Zuge dieser defensiven Stabilisierung büßte das Team bekanntlich fast schon dramatisch an eigener Torgefährlichkeit ein. Zwischen dem 16. und 22. Spieltag gelangen den Braun-Weißen genau zwei Tore, wobei eines immerhin zum 1:0-Erfolg über den Aufstiegsaspiranten 1. FC Kaiserslautern reichte.

Inzwischen ist die Ladehemmung in der Offensive behoben, das 3:0 gegen den FSV Frankfurt Ende Februar wirkte hier wie eine Befreiung. Seither hat St. Pauli zwölf Treffer in sechs Spielen erzielt. Doch seit drei Partien reichen nicht einmal mehr zwei eigene Tore, um einen Sieg zu landen. "In einer jungen Mannschaft hat man immer wieder Felder, die man bearbeiten muss. Jetzt treffen wir vorne, nun hapert es hinten", sagte Frontzeck schon nach dem 2:4 in Berlin. Gebessert hat sich seither nichts. Da kann es kaum beruhigen, dass der nächste Gegner, der Tabellensechste 1860 München, mit 30 Treffern den zweitschwächsten Angriff der Liga hat. Schlechter ist nur Dresden - trotz der drei Tore gegen St. Pauli.