St. Paulis Sportchef fordert in der kommenden Saison einen stärkeren Konkurrenzkampf im Team. Halstenberg und Rzatkowski sollen nur der Anfang sein.

Hamburg. Rachid Azzouzi musste sich in Geduld üben. Viele Gespräche hatte der Sportchef des FC St. Pauli bereits mit Spielern und Beratern geführt, Vertragsabschlüsse konnte er nach der Winterpause jedoch nicht vermelden. Die Mannschaft näherte sich im Februar bedrohlich den Abstiegsplätzen der Zweiten Liga, was die Arbeit des 42-Jährigen erschwerte. "Es gibt viele Spieler, die für sich die Perspektive Bundesliga sehen", erklärt er, "so jemand unterschreibt dann nun mal auf keinen Fall für die Dritte Liga."

Nach drei Siegen in Serie und acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz sieht vor dem Auswärtsspiel bei Union Berlin am Freitag (18 Uhr) nicht nur die Zukunft auf St. Pauli wieder rosiger aus, sondern auch der Arbeitsalltag von Azzouzi. Mit Marcel Halstenberg aus Dortmund gelang es, nach Marc Rzatkowski (VfL Bochum) den zweiten Jungprofi ab Sommer langfristig an den Verein zu binden. "Mit dem Abstand nach unten ist die Sichtweise natürlich wieder etwas anders, das erleichtert die Arbeit sicherlich", gibt Azzouzi zu. Dennoch warnt er vor zu frühem Aufatmen: "Erst wenn wir 40 Punkte haben, ist es endgültig geschafft." Um in einer kommenden Zweitliga-Spielzeit ähnliche Szenarien zu verhindern, will Azzouzi nun auch in die Breite des Kaders investieren. "Aktuell sind wir zu eng besetzt. Die Konkurrenzsituation im Trainingsalltag fehlt bei einigen verletzungsbedingten Ausfällen", sagt er. Um auf jene Ausfälle reagieren zu können, soll die Zahl der Feldspieler (aktuell 20) im Sommer auf 22 bis 24 Akteure steigen.

Präsident Stefan Orth hatte in einem Interview unlängst angekündigt, man wolle auch Spieler mit vorhandener Qualität verpflichten. Eine Abkehr vom Modell, auf junge, entwicklungsfähige Talente zu setzen, soll dies jedoch nicht sein. "Ein Mario Götze ist mit 20 Jahren und über 100 Spielen auch schon erfahren", erklärt Azzouzi die Begrifflichkeiten: "Mir geht es nicht um Namen, um junge oder alte Spieler, sondern um gute Fußballer." Dass dazu auch Profis mit Erstligaerfahrung zählen könnten, sei völlig normal.

Zunächst stehen jedoch Gespräche mit dem derzeitigen Personal an. Denn die Zukunft von gleich zehn Profis des FC St. Pauli ist weiter ungeklärt. Während die Unterschrift von Kapitän Fabian Boll nur Formsache ist, muss Azzouzi vor allem um den Verbleib der Leihspieler Daniel Ginczek, Patrick Funk, Christopher Avevor und Akaki Gogia bangen. Weil der Sportchef das Heft des Handelns hier nicht in der Hand hat, will er künftig auf Leihgeschäfte verzichten. "Ein Spieler muss dem Verein gehören. Im Sommer mussten wir uns auf diese Geschäfte einlassen, aber das wird sich nun ändern", kündigt Azzouzi an. Dass man Spieler von der Qualität Ginczeks (zwölf Treffer) dann nicht mehr nach Hamburg locken könnte, glaubt er nicht: "Der FC St. Pauli ist ein geiler Verein, das Stadion ist voll, und junge Spieler nehmen eine gute Entwicklung - man kann doch stolz sein, hier zu spielen."