Der Verteidiger ist dem FC St. Pauli immer noch eng verbunden. Am Sonnabend ist er mit dem FC Ingolstadt zu Gast an alter Wirkungsstätte.

Hamburg. Als in der Winterpause der vergangenen Saison der Wechsel von Ralph Gunesch zum FC Ingolstadt feststand, schienen die Gründe für den Transfer auf den ersten Blick wenig sportlich: Audi ist Trikot- und Hauptsponsor des FC Ingolstadt, 50 Fahrzeuge aus der breit gefächerten Modellpalette stünden den Profis in der neuen Saison zur Verfügung, berichtete der "Donaukurier" zur Saisoneröffnung des FCI im Juli. Ingolstadt - ein Paradies für "Felgen-Ralle", wie der Auto- und speziell Audi-Liebhaber in Hamburg liebevoll genannt wurde. Doch Guneschs Träume haben sich zerschlagen: "Es ist nicht so, dass die Dinger hier rumstehen und wir uns eins aussuchen dürfen. Bei mir hat sich nichts geändert", beteuert er. Einen Audi fährt er seit Jahren. Und zufrieden ist er trotzdem. Denn die wahren Gründe für den Wechsel waren natürlich doch sportlich - und für Gunesch hat er sich gelohnt.

+++ Jan-Philipp Kalla ist die zurückhaltende Führungsfigur +++

Der Innenverteidiger kehrt am Sonnabend (15.30 Uhr) als Stammspieler des FC Ingolstadt zurück an seine alte Wirkungsstätte. Der 28-Jährige absolvierte seit seinem Wechsel 16 von 16 möglichen Spielen und wird nach siebeneinhalb Jahren beim Kiezklub erstmals für das gegnerische Team am Millerntor auflaufen. "Es ist natürlich ein besonderes Spiel für mich. Die lange Zeit mit vielen Höhen und Tiefen verbindet mich sehr mit dem Verein", sagt er. Spätestens beim Warmmachen, nachdem er die bekannte Atmosphäre einmal aufgesogen hat, will er seine Verbundenheit ausblenden. Denn auch für Ingolstadt, die zum Saisonauftakt zu Hause nicht über ein 2:2 gegen Energie Cottbus hinausgekommen waren, steht schon am zweiten Spieltag einiges auf dem Spiel. Viele Experten zählen die Bayern nach hochkarätigen Verpflichtungen zum Kreis der Aufstiegskandidaten. "Unser Ziel ist alles, was über 40 Punkten liegt", widerspricht Gunesch aber. "Wir gehen nach der positiven Rückrunde mit einem guten Gefühl in die neue Saison, aber nach den letzten zwei Jahren ist man sich hier einig, die Ansprüche bescheiden zu formulieren."

Die Partie wird trotzdem erste Hinweise liefern, wo es für beide Teams in dieser Saison hingehen könnte. "Es ist zu diesem frühen Zeitpunkt sicher noch kein entscheidendes Spiel", sagt Gunesch, der sich für diese Woche ein Kontaktverbot zu den früheren Kollegen auferlegt hat. "Von uns erwartet man aber in einem Auswärtsspiel nicht so viel wie von St. Pauli zu Hause."

Tipps über St. Pauli kann er seinen Mannschaftskollegen kaum geben. Denn wenn er am Telefon mit Kumpel Fabian Boll spricht, geht es meistens gar nicht um Fußball, von der Entwicklung der aktuellen Mannschaft St. Paulis weiß er nicht mehr als andere Außenstehende. Nur über die Stimmung am Millerntor weiß er einiges zu erzählen. Schließlich hat Gunesch hier viel erlebt, Aufstiege und spektakuläre Siege gefeiert und Tränen beim Abstieg vergossen. Deshalb ist er gespannt auf die Reaktion der Fans auf seine Rückkehr. "Ich denke, es wird nicht negativ sein", sagt er. "Dafür war der Abschied und die Zeit einfach zu schön." Klingt fast nach Heimweh. "Nein, ich hab mich hier eingelebt, die Stadt hat ihren eigenen Charme", sagt Gunesch. Seine Wohnung in Hamburg hat er allerdings behalten. Seine Freundin wohnt darin. Das hat zur Folge, dass Gunesch häufiger mal die rund 700 Kilometer quer durch die Republik zurücklegt. Im eigenen Audi, versteht sich.