Der Verein entwickelt sich stetig weiter und gießt in seinem 100. Jahr auf allen Sektoren fleißig und geduldig das Fundament für die Bundesliga.

Hamburg. Die Aussichten sind glänzend. Vor dem Start ins dritte Zweitligajahr wurde beim FC St. Pauli mächtig investiert: in Steine (siehe Text unten) - und Beine. 650 000 Euro Ablöse kosteten die Neuzugänge Matthias Lehmann (Aachen), Markus Thorandt (1860 München), Max Kruse (Bremen) und Charles Takyi (Fürth). Rouwen Hennings wurde nach einjähriger Ausleihe zudem vom HSV vertraglich bis 2011 gebunden. Dazu hat die Mannschaft ein Pokal-Aus in Villingen - anders als im Vorjahr bei Erzgebirge Aue - gerade noch abwenden können und geht nun mit einem der spielstärksten Kader der Klubgeschichte in die neue Saison. Eine Spielzeit, die mit dem 100. Geburtstag des Klubs am 15. Mai 2010 abgerundet wird. Einhergehend mit einer großen (Aufstiegs-)Party?

Einer nahezu perfekt verlaufenen Vorbereitung als Vorspeise sollen 34 Spieltage als Hauptgang und eine dementsprechend gute Abschlussplatzierung als Dessert folgen. Nicht wenige Kritiker sehen in dem FC St. Pauli die potenzielle Überraschungsmannschaft der Saison. "Wir haben in allen Bereichen die Qualität gesteigert", sagt Stanislawski, der allerdings auch um sein vielleicht größtes Problem weiß: "Es wird immer wieder mal Spieler auf die Bank werfen, die es leistungstechnisch gar nicht verdient haben. Die Stimmung in der Mannschaft hoch zu halten, wird ebenso schwer wie wichtig sein."

Der neue Konkurrenzkampf könnte aber auch zur großen Stärke des FC St. Pauli 2009/2010 werden. In der Abwehr stehen gleich zwei vollwertige Viererketten zur Verfügung. Neben Morena gilt Thorandt ebenso als gesetzt wie Rothenbach auf der rechten Verteidigerposition. Dahinter lauern die beiden ehemaligen Stamm-Innenverteidiger Marcel Eger und Ralph Gunesch ebenso auf ihre Chancen wie Jan-Philipp Kalla und Davidson Drobo-Ampen auf links. "Ich kann hinten zerstören lassen, ich kann aber eben auch die spielerische Variante wählen", verrät Stanislawski, "und egal wie wir uns entscheiden, wir haben nach den vielen Gegentoren unsere größte Baustelle gut behoben."

Noch verheißungsvoller gestaltet sich das Mittelfeld. Neuzugang Lehmann ist als zweiter "Sechser" neben den gesetzten Fabian Boll in die Zentrale der Startelf gerutscht, hat dort niemand geringeren als Timo Schultz verdrängt. "Aber wenn ich einen Gegner habe, dem ich zentral wehtun will, dann bringe ich ,Schulle'", so Stanislawski über eine seiner neuen Möglichkeiten. Grundsätzlich steht aber weiterhin das Fußball-Spiel im Vordergrund. "Wir wollen weg von hohen, langen Bällen und hin zum Fußball. Dafür haben wir uns personell wie taktisch neu aufgestellt."

Wie wahr. Mit Boll, Lehmann, Takyi, Naki, Schultz, Kruse und Florian Bruns stehen mindestens sieben Spieler im Kader, die über den "feinen Fuß" verfügen. Dazu die taktische Flexibilität (siehe Infokasten rechts unten) - und schon sind alle Zutaten für ein Festmahl gegeben.

Wäre da nicht das Loch im Angriff. Mit Morike Sako und Marius Ebbers fielen gleich zwei der drei Angreifer aus. Einzig Hennings konnte die Vorbereitung komplett absolvieren. "Unser System basiert auf einer offensiveren Ausrichtung im Mittelfeld. Ohne gute Abnehmer im Angriff wird's dennoch schwer", weiß Stanislawski. Nicht umsonst hatte der Trainer intern bis zuletzt um einen weiteren Strafraumstürmer gekämpft, doch Sportchef Helmut Schulte waren schlichtweg die Hände gebunden. Nicht einmal das Weiterkommen im DFB-Pokal konnte den finanziellen Engpass verhindern.

Das Problem: Der neue Hauptsponsor konnte mit dem Automobilhersteller Dacia zwar gefunden werden, die erhofften 1,5 Millionen Euro jährlich überweisen die Rumänen allerdings nicht. Nachdem man sich auf der achtmonatigen Suche nach einem Nachfolger für Congstar (zahlte 1,2 Millionen Euro) mehrfach verpokert und verlaufen hatte, zahlt Dacia nun 1 Million Euro für die Brust in der Saison 2009/10. "Wir haben es in diesem Jahr wieder selbst in der Hand, unseren Marktwert zu steigern", sagt Meeske.

Und genau das sollte dem FC St. Pauli auch gelingen, um die Serie mit einer stimmungsvollen 100-Jahr-Feier ausklingen zu lassen. Nach dem neunten Platz 2008 und dem achten Platz 2009 soll es weiter aufwärts gehen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben, wie nicht nur Schulte findet: "Wir sind gut aufgestellt. Alles sieht schon sehr gut aus. Jetzt müssen wir es nur noch in der Praxis beweisen."

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