Sein breites Grinsen passte gerade noch unter den schwarzen Bauhelm. Voller Stolz verkündete Corny Littmann am 28. Juli, dass der FC St. Pauli die Zusage über den benötigten 15,5-Millionen-Euro-Bankkredit zum Neubau der Haupttribüne am Millerntor nach langem Warten endlich erhalten habe.

Hamburg. Im Oktober soll mit dem Abriss begonnen werden, um pünktlich zum 100. Geburtstag 2010 fertig zu sein.

Die Dramatik, mit der der Präsident am Vortag die Pressekonferenz angekündigt hatte, macht deutlich, welche Bedeutung dem Neubau des Millerntor-Stadions und dabei insbesondere dem Bauabschnitt zwei beigemessen wird: "Nach sechseinhalb Jahren Amtszeit möchte Ihnen Präsident Corny Littmann für den FC St. Pauli und ihn selbst wegweisende sowie einschneidende Neuigkeiten unterbreiten."

Etwas dick aufgetragen, mag man meinen, zumal nicht wenige ob der Ankündigung schon mit einem Rücktritt spekuliert hatten. Doch das Stadionprojekt ist Littmanns Projekt, auf vielen Ebenen eng mit seiner Person verwoben. Er will und wird in die demnächst 100 Jahre umfassende Vereinschronik als der Präsident eingehen, der das schaffte, woran seine Vorgänger allesamt gescheitert waren. Dass nicht nur die Außenfassade des einzigartigen Baus, sondern auch der Weg zum Ziel mit "Littmann-Loch", unnötigen Mehrkosten und immer wieder fehlenden Geldern schon auf der ersten Etappe Südtribüne überaus steinig gewesen war, wird am Ende zur Randnotiz verkommen. Bürgt die Stadt wie erwartet zeitnah für 80 Prozent des Kreditvolumens, wird der Abriss bereits im Oktober beginnen.

Beharrlichkeit und Geduld haben sich ausgezahlt. Nach ersten Abrissarbeiten an der Südtribüne am 19. Dezember 2006 wird drei Jahre später die zweite eingestampft. Die Maxime der kontinuierlichen, schrittweisen Weiterentwicklung gilt nicht nur auf dem Spielfeld. Beim FC St. Pauli wird - zumindest in Wirtschaftsfragen - konservativ gehandelt. Schritt für Schritt wird der Weg nach oben gegangen - Stein für Stein am neuen Stadion und damit auch dem Fundament für die Bundesliga gearbeitet.

Im Idealfall sind die 20 neuen Logen und 4300 Sitzplätze, davon 1700 Business-Seats, bereits zum Saisonstart 2010/2011 nutzbar. Und damit wäre das von einigen Schwarzmalern immer noch kritisch beäugte Projekt gelungen, die Fertigstellung nur noch Formsache. Die Bauabschnitte Gegengerade (2010 bis 2011) und Nord (2011 bis 2012) könnten umgehend folgen. Beide Tribünen sind aufgrund ihres hohen Stehplatzanteils weniger aufwendig und nicht annähernd so kostspielig. Allein durch die neue Haupttribüne und ihre Vermarktungsmöglichkeiten rechnet der Verein mit einem jährlichen Umsatzplus von 4,5 Millionen Euro.

Rosige Zukunftsprognosen für die Braun-Weißen, die sich beim Stadionbau ein weiteres Alleinstellungsmerkmal geschaffen haben. Haupt- und Südtribüne werden mit einem Gebäudetrakt verbunden, der eine Kindertagesstätte beherbergt. "Ich werde mich höchstpersönlich auf den Bagger setzen und die alte Tribüne abreißen", verspricht Littmann. Die nächste Pressekonferenz kommt bestimmt. (lwö)

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