Eigentlich sollten sich seine Qualitäten erst mittelfristig auszahlen. Deniz Naki, 20 Jahre junger U-20-Nationalspieler von Bayer Leverkusen, war in diesem Sommer der letzte von fünf Neuzugängen. Ausgestattet wurde er mit viel Vorschusslorbeeren und einem Vertrag bis 2012. Eine Investition in die Zukunft.

Hamburg. Doch amortisiert hat sie sich bereits nach dem ersten Pflichtspiel. Naki, von Trainer Holger Stanislawski zunächst als frischer, frecher Wirbelwind in der Jokerrolle vorgesehen, schaffte im DFB-Pokalspiel bei Oberligaklub FC Villingen 08 Fakten. Als wie im Vorjahr bei Erzgebirge Aue das peinliche Aus gegen einen unterklassigen Gegner drohte, schickte der Trainer sein größtes Talent auf den Platz. Mit Erfolg: Naki, für den St. Pauli eine Ablösesumme von 250 000 Euro nach Leverkusen überwiesen hatte, traf in der Verlängerung doppelt und sicherte seinem neuen Klub neben der zweiten Pokalrunde eine Prämie von 237 500 Euro.

Eine Geschichte, die die Verantwortlichen in ihrem Handeln weiter bestärkt. St. Pauli will sich vermehrt als Ausbildungsverein profilieren. Die Verpflichtungen von Naki, Max Kruse (21) und Rouwen Hennings (21), allesamt aktuelle oder ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler sind Teil der Philosophie. "Wir wollen junge Talente an uns binden und versuchen dabei primär, die talentiertesten Spieler aus Norddeutschland zu holen", beschreibt Helmut Schulte das ehrgeizige Ziel. Der Sportchef, der vor seiner Rückkehr ans Millerntor im März 2008 zehn Jahre für den Nachwuchsbereich von Bundesligaklub FC Schalke 04 verantwortlich gewesen war und an der Entwicklung von Spielern wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Tamas Hajnal, Benedikt Höwedes, Sebastian Boenisch, Alexander Baumjohann oder Christian Pander entscheidenden Anteil besitzt, hat eine Chance erkannt. "Bei uns ist es für die jungen Spieler einfacher, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Talent Einsätze bekommt, ist beim FC St. Pauli einfach höher als beim HSV oder in Bremen." Das Millerntor als Leistungszentrum für die Hochbegabten der Region.

Und dabei wird der eigene Nachwuchs keineswegs vernachlässigt. Mit Jan-Philipp Kalla (23), Davidson Drobo-Ampem (21) und zuletzt Dennis Daube (20) gelang in den vergangenen 18 Monaten drei hoffnungsvollen Youngstern der Sprung in die Zweite Liga. Eine Quote, die Mut macht, zukünftig aber noch erhöht werden kann. Die Scouting-Abteilung, angeführt von Stefan Studer, soll weiter auf- und ausgebaut werden. Als Beispiel dienen Bayer Leverkusen und die PSV Eindhoven. Gesichtet wird ab der D-Jugend aufwärts.

Investitionen, die sich auszahlen werden: ob nun sportlich oder bei einem späteren Weiterverkauf finanziell. Das Beispiel Naki bewies zuletzt in Villingen, dass sogar beides kurzfristig möglich ist. (lwö)

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