Ingenieure legen eine neue Kostenrechnung für das Wellenmodell vor. Sie kamen zu einem um mehr als vier Millionen Euro günstigeren Preis.

Hamburg. Kommt die Welle? Ist sie zu teuer? Wann fällt die Entscheidung? Abseits des sportlichen Geschehens war es einmal mehr das große Gesprächsthema: Der für Mai 2012 geplante Abriss und anschließende Neubau der Gegengeraden des Millerntor-Stadions sorgte gestern weiter für Diskussionen; auch innerhalb des St.-Pauli-Präsidiums, das sich vier Stunden vor Anpfiff auf den neuesten Stand bringen ließ. Projektsteuerer Heiner Peschers, der die von Generalunternehmer Walter Hellmich vor zwei Wochen eingereichten Angebote für das Basismodell und den konkurrierenden Gegenentwurf, das Wellenmodell, überprüft hatte, präsentierte seine neuen Zahlen.

Unmittelbar zuvor hatten die Planer der Welle 60 Minuten lang für ihren Entwurf und einen fairen Wettbewerb geworben. Die Architekten der Hamburger Agentur Interpol und Ingenieure von OSD schufen Tatsachen und hatten die fertig gebaute Wellentribüne bereits im Gepäck. Zumindest schon mal in einem detaillierten Modell, das die spektakuläre Tribüne inmitten des bestehenden Millerntors zeigt. Darüber hinaus wurde dem Präsidium wie bereits angekündigt (das Abendblatt berichtete) eine differenzierte Kostenrechnung aufgemacht. Kurios: Die für die Welle verantwortlichen Ingenieure von OSD kamen mit etwa 14 Millionen Euro im Ergebnis zu einem um mehr als vier Millionen Euro günstigeren Preis als Peschers. Vom Projektsteuerer hatten sich die Verantwortlichen für beide Varianten eine deutliche Relativierung der von Hellmich höher als geplant veranschlagten Kosten von 13 Millionen Euro (Basismodell) und 20 Millionen Euro (Wellenmodell) erhofft, doch nach Abendblatt-Informationen konnte Peschers kein signifikantes Einsparpotenzial ausmachen.

Das Präsidium steht vor der Frage, welcher Rechnung es nun glauben soll. Eine dringliche Angelegenheit, zumal erste vorbereitende Arbeiten bereits für den kommenden Januar angesetzt sind und ebenfalls noch der konkreten Planung bedürfen. Walter Hellmich hatte den fünf Präsidiumsmitgliedern am Donnerstag im Abendblatt geraten, den Wettbewerb bis zur kommenden Woche zu beenden und eine Entscheidung zu fällen, um die Umsetzung des dritten Bauabschnitts nicht zu gefährden.

Ursprünglich hatte sich das Gremium nicht länger als bis zum 27. Oktober Zeit lassen wollen. "Es wird hier sehr bald weißer Rauch aufsteigen", hatte Vizepräsident Bernd-Georg Spies noch in der vergangenen Woche prophezeit. Eine endgültige Entscheidung aber gab es gestern Abend erneut nicht, und es ist aufgrund der stark voneinander abweichenden Kostenrechnungen nicht ausgeschlossen, dass der schwierige Findungsprozess nun zugunsten sorgfältiger Nachprüfungen in die Verlängerung geht.