St. Paulis Präsidium lässt beide Angebote nun detailliert nachprüfen. Wichtiges Kriterium: die Bauzeit! Im August 2012 muss sie stehen.

Hamburg. Die bislang unbekannten Fehlkalkulationen bei der Planung der neuen Gegengeraden des Millerntor-Stadions (Abendblatt berichtete) haben im Lager des FC St. Pauli für neue Diskussionen gesorgt und nach den Beteiligten auch die Öffentlichkeit sensibilisiert. Wegen eines Rechenfehlers von Generalunternehmer Hellmich war bei einem der zwei konkurrierenden Entwürfe die Stahlmenge dreifach berechnet und somit um mindestens 2,5 Millionen Euro verteuert worden. Zudem könnten möglicherweise weitere Kosten zu hoch angesetzt worden sein.

"Die Zahlen werden umfangreich und mit aller Sorgfalt geprüft", verweist Vizepräsident Bernd-Georg Spies auf den seit vergangener Woche nachrechnenden Projektsteuerer Heiner Peschers und blickt nach vorn: "Sehr bald wird weißer Rauch aufsteigen." Grundsätzlich haben sich die Präsidiumsmitglieder entschieden. Sollten Peschers Zahlen nicht gravierend vom Status quo - die Kosten liegen 4,5 Millionen Euro auseinander - abweichen, hätte das im Gegensatz zur "Welle" weniger aufwendigere und günstigere Basismodell mindestens eine 3:2-Mehrheit.

Millionenschwerer Rechenfehler bei der "Welle"

Statt einer von persönlichen Geschmäckern geleiteten Diskussion geht es den Verantwortlichen aber zunächst darum, den Preis beider Offerten Hellmichs zu drücken und die Margen des Bauunternehmers zu hinterfragen. Zudem sind beide Planungsbüros in diesen Tagen damit beschäftigt, ihre 13 Millionen Euro respektive 17,5 Millionen Euro teuren Projekte zu überarbeiten und die Kosten ihrerseits zu minimieren. Die für die Welle verantwortlichen Ingenieure von OSD wollen bei ihrem Modell gar ein Einsparpotenzial von vier Millionen Euro erkannt haben.

Neben Finanzierbarkeit, Optik und Funktionalität dürfte die Bauzeit ein entscheidendes Kriterium werden. Die Auflage, wonach die Gegengerade zumindest für die Dauerkartenbesitzer zum ersten Heimspiel der Saison 2012/2013 nutzbar sein muss, könnte am Ende den Ausschlag geben, welche Variante realisiert wird. Nach Abendblatt-Informationen werden die beiden aktualisierten und neu berechneten Entwürfe auf der Präsidiumssitzung am Montag um 16.30 Uhr letztmals gegenübergestellt. Die Entscheidung fällt in der kommenden Woche.