Der Konkurrenzkampf im Kader des FC St. Pauli ist groß. Zumindest bis zum Saisonstart am Sonnabend wird es keine Verstärkungen mehr geben.

Hamburg. Drei Torhüter rivalisieren um den Platz zwischen den Pfosten, 18 gesunde Feldspieler buhlen um die zehn Planstellen davor. Doch heute ruht der Ball. Fünf Tage vor dem Saisonstart in Lübeck gegen den FC Ingolstadt (Sonnabend, 13 Uhr) ist letztmals trainingsfrei beim FC St. Pauli, ehe der enge Konkurrenzkampf um die elf Startplätze ab Dienstag in seine entscheidende Runde geht. Die Ausgangslage ist geklärt, zumal in dieser Woche kein Spieler hinzukommen wird. "Wenn der Trainer und die sportliche Leitung sagen, dass wir gut aufgestellt sind, dann glaube ich das erst mal", sagt Vizepräsident Bernd-Georg Spies, "wir beobachten natürlich weiter den Markt, aber bis zum Saisonstart wird es keine Neuverpflichtung mehr geben." So weit die Rahmenbedingungen.

Trotz der zum Auftakt verletzt verhinderten Dennis Daube, Marius Ebbers, Rouwen Hennings, Moritz Volz und Carlos Zambrano hat Trainer André Schubert die große Auswahl. Vier Wochen Vorbereitung haben seinen ersten Eindruck verfestigt, mit seiner neuen Mannschaft ein äußerst homogenes Gefüge hoher Leistungsdichte übernommen zu haben. Elf aus 21 - die kürzeste Vorbereitung der Historie konnte ihm bei seinem Personal-Lotto da nur unzureichende Anhaltspunkte liefern. "Es wird noch dauern, bis die Automatismen greifen", weiß Schubert, der den ersten Gegner am Sonnabend gemeinsam mit Co-Trainer Thomas Meggle beim 2:4 gegen den HSV in Ingolstadt beobachtete, "aber wir wollen dennoch schon in den ersten Saisonspielen präsent sein." Eine Maßgabe, bezogen auf den Mannschaftsverbund, die für fast jeden der 21 Bewerber mit Blick auf den Sonnabend aber auch eine individuelle Berechtigung besitzt. Gleich präsent sein, gleich dabei sein. Idealerweise auf dem Platz, zumindest aber im 18er-Kader.

Deniz Naki, mit zehn Treffern Top-Torschütze der Vorbereitung und in beeindruckender Frühform, gilt als sicherer Kandidat für die Startelf. Ebenso Max Kruse, dessen Ankündigung, auf und neben dem Platz eine zentralere Rolle einzunehmen, bislang von entsprechenden Leistungen untermauert wird. Unterstützt werden dürfte das Offensiv-Duo auch von Charles Takyi, der sich nach privat wie beruflich intensiven Wochen eines übergroßen Vertrauensvorschusses Schuberts sicher ist und bereits während der Testphase viel Einsatzzeit erhielt. Innenverteidiger Fabio Morena, langjähriger und neu gewählter Kapitän, lieferte mit konstant souveränen Auftritten eine gelungene Bewerbung als Abwehrchef ab. Und auch Außenverteidiger Jan-Philipp Kalla - unter Schuberts Vorgänger Holger Stanislawski häufiger links liegen gelassen als dort aufgestellt - darf sich zu den kleinen Gewinnern der Vorbereitung zählen. Der 24-Jährige blüht unter Schubert sichtbar auf, hat an Selbstbewusstsein gewonnen, ein Amt im Mannschaftsrat übernommen und will seine neue Rolle auf den Zweitligaplätzen mit Einsätzen dokumentieren.

+++ 6000 Fans bei Saisoneröffnung +++

Insgesamt verliefen die vier Wochen Vorbereitung aber ohne überraschende Leistungsexplosionen oder -löcher Einzelner. Naki, Kruse oder Morena sind minimale Ausschläge auf dem braun-weißen Seismographen. Was die ausgemachten Tendenzen für den Sonnabend wert sein werden, hält Schubert unter Verschluss. Wahrscheinlich auch, um sich alle Entscheidungen offenzuhalten. In jedem Fall kommt den letzten Tagen vor dem Start eine noch größere Bedeutung zu als sonst. Die Übungseinheiten am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag werden maßgeblich darüber mitbestimmen, welches Mannschaftsgerüst Schubert gegen Ingolstadt aufstellt, der Freitag wird die letzten personellen Härtefälle entscheiden. Die Trainingswoche als Chance: in vier Tagen in die erste Elf.

Und eventuell ist mancher Profi gut beraten, sich in dieser Situation einer Lebenseinstellung seines Trainers zu bedienen. Der hatte auf die Frage nach seinen Wünschen und Zielen am Sonntag zu mehr Gelassenheit gemahnt. Statt sich die Dinge herbeizusehnen, solle man seine Kraft und Energie auf die Arbeit verwenden: "Dann wird sich vieles von alleine regeln." Ein Satz, der bezüglich der ersten Startaufstellung allerdings mehr für seine Spieler als für ihn selbst gelten dürfte.