Das Team ist nach Bad Lippspringe gereist. Die Zweitliga-Trainer sehen Frankfurt, Bochum und Fürth als Favoriten für den Aufstieg.

Bad Lippspringe. Der am Nordwestrand von Bad Lippspringe gelegene, mehr als 200 Hektar große Kurwald ist bekannt für ein besonderes Heilklima. Schon im 19. Jahrhundert wurde hier zwischen den Bäumen in aufgehängten Hängematten entspannt. Heute befindet sich am Rand des Waldes die Westfalen-Therme mit angeschlossenem Vital-Hotel. Ein Vier-Sterne-Haus, in dem der FC St. Pauli gestern Mittag sein zweites Trainingslager der Vorbereitung auf die in knapp zwei Wochen beginnende Zweitliga-Saison bezog.

Angesichts der Umgebung könnte man fast den Eindruck gewinnen, die Kiezkicker checkten zur Erholung ein. Doch Urlaubsatmosphäre wird nicht aufkommen, auch wenn die vier Tage in Ostwestfalen nicht so anstrengend ausfallen sollen wie die laufintensiven Einheiten in Schneverdingen. "Im Bereich der Physis sind wir jetzt relativ weit", sagt Trainer André Schubert. "Die Kraft kommt langsam zurück. In den kommenden Tagen werden sich die Jungs immer schneller und leichtfüßiger bewegen. Jetzt stehen taktische Inhalte im Vordergrund."

St. Pauli feilt im direkt am Hotel gelegenen Kurwald-Stadion womöglich an einer Verfolgerrolle. Als Favorit gehen die Braun-Weißen jedenfalls trotz ihres Status als Bundesliga-Absteiger nicht in die Saison. Bei einer anonymen Umfrage des Hamburger Abendblatts unter den 18 Zweitliga-Trainern tippten nur zwei Trainer, dass St. Pauli am Ende unter den ersten Drei landen wird (siehe Tabelle). Schubert kümmert dieses Urteil nicht, ihm ist es gleich, ob sein Team zu den Favoriten gezählt wird oder nicht. Die Liga sei noch einen Tick ausgeglichener als im Vorjahr, meinte der Coach, der nicht nur die Gegner, sondern auch deren Trainer gut zu kennen scheint.

Detailliert sagte er gestern das in der Umfrage erfasste Stimmungsbild voraus. "18-mal wird Eintracht Frankfurt genannt worden sein, 16- oder 17-mal der VfL Bochum. Dann kommt Fürth, die dieses Mal unbedingt hochwollen", mutmaßte der Coach und lag damit sehr nah am tatsächlichen Ergebnis. Nicht wissen konnte er, dass drei Trainer - Friedhelm Funkel (Bochum), Rico Schmitt (Aue) und Norbert Meier (Düsseldorf) - keine Prognose abgeben wollten. Als weitere Konkurrenten im Verfolgerfeld zählte Schubert den MSV Duisburg, Energie Cottbus, Fortuna Düsseldorf und den FC Ingolstadt auf.

Gleich gegen mehrere der genannten Teams muss St. Pauli schon an den ersten Spieltagen antreten. Kein Grund zur Beunruhigung für den Coach. "Entscheidend sind die Spiele, in denen du sagst: Diesen Gegner musst du packen", erklärte er mit der gleichen Gelassenheit, in der er verkündete, dass seine Spieler im bis Donnerstag andauernden Trainingslager ihre Freizeit auch in der 15 000-Einwohner-Stadt oder im nahe gelegenen Paderborn verbringen dürften. Man habe volles Vertrauen, die Spieler seien erwachsen genug, meinte der Coach. Den Kurwald müssen die Profis übrigens auch auf eigene Faust erkunden. Laufeinheiten sind dort nicht geplant.