Hamburg. Wenn das gemeinsame Taktgefühl von Mannschaft und Fans über Sieg und Niederlage entscheiden würde, der FC St. Pauli wäre in dieser Saison wohl erster Aufstiegskandidat. Als die Mannschaft zu Beginn des gestrigen Show-Trainings am Millerntor die eigenen Koordinationsübungen klatschend begleitete, stimmten die rund 2000 Fans auf der Südtribüne begeistert ein. Selbst als sich die Profis spontan immer kompliziertere Übungen und Rhythmen ausdachten, folgte das Publikum problemlos, sodass sich das Aufwärmprogramm zu einem Schauspiel entwickelte, das Zuschauern und Spielern sichtlich Spaß bereitete.

Trainer André Schubert, der mit dem lautesten Applaus des Tages begrüßt wurde, als er für ein kurzes Interview vor die Südtribüne trat, entschuldigte sich artig dafür, dass er seine Mannschaft statt einer durchchoreografierten Show auch einige ernsthafte Übungen machen ließ. Dies sei aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit auch an diesem Tag nötig gewesen. Es tat der guten Laune keinen Abbruch. Schubert wiederholte noch einmal, was er schon zu seinem Amtsantritt gesagt hatte und was die Fans gerne hören: Dass er offensiv spielen lassen wolle, dass er Wert auf viel Ballbesitz und schnelle, flache Pässe lege. "Wir werden versuchen, euren Erwartungen zu entsprechen", sagte er. "Und ich verspreche, dass wir alles investieren, was wir haben." Schubert weiß bereits nach wenigen Wochen beim FC St. Pauli, wie er die Fans auf seine Seite ziehen kann.

Eine Kampfansage an die Ligakonkurrenten wollte er aber nicht abgeben, zu hoch sollen die Erwartungen dann doch nicht werden. "Die Liga ist sehr eng, es gibt einige ambitionierte Mannschaften. Da kann es auch mal eine schwere Zeit geben, und dann brauchen wir die Fans", sagte er. Neben Schubert stellte Stadionsprecherin Dagmar Grigoleit auch die anderen Neuzugänge und Co-Trainer Jan-Moritz Lichte in kurzen Interviews vor, während Showmaster Deniz Naki mit einem Seitfallzieher sowie Torwart Philipp Tschauner mit einigen spektakulären Paraden die Zuschauer begeisterten.

Nach der einstündigen Einheit begann der wirklich schweißtreibende Teil für die Profis. Auf dem Vorplatz der Südtribüne drängten sich nach Vereinsangaben 6000 Fans zwischen Kinderhüpfburg, Bier- und Wurstständen - und alle wollten Autogramme. Die Warteschlange reichte bis zum Millerntorplatz, und es dauerte über vier Stunden, bis die von Sonnenschirmen vor der Hitze geschützten Profis alle Foto- und Unterschriftenwünsche erfüllt hatten. Die Fans bewiesen Geduld und zeigten sich eine Woche vor Saisonstart in freudiger Erwartung. Eine Mischung, die der Mannschaft im Verlauf der langen Saison weiterhelfen könnte.