Ein Brief von Lutz Wöckener

Lieber FC St. Pauli ...

Nein. Zurück. Noch mal. Sehr geehrter FC St. Pauli. Das klingt förmlicher und passt irgendwie besser zu einem solide wirtschaftenden und konservativ planenden Bundesligaklub.

Sehr geehrter FC St. Pauli, ich schreibe Dir, nein, Ihnen diesen Brief, weil ich Dank sagen und meinen Respekt ausdrücken möchte. Dank für viele unvergessliche Spiele am Millerntor, fast schon legendäre Auswärtsfahrten nach Erfurt, Aachen oder Karlsruhe. Und immer wieder berauschende Feiernächte, vorzugsweise im Mai. Respekt für die Wiederauferstehung nach dem klinischen Tod 2003, zwei Aufstiege, eine auf fast allen Gebieten kluge Personalpolitik. Kurzum: Die letzten Jahre haben Spaß gemacht, und ich frage mich, wie glückselig erst Ihre Fans sein müssen, wenn schon ich als objektiver Berichterstatter applaudierend auf der Pressetribüne sitze. Ja, ich habe es getan. Gegen Dresden, damals, als Carsten Rothenbach das Tor zur Zweiten Liga aufstieß. Ich habe es getan, damals in Fürth, als mit spielerischem Glanz und Gloria der Aufstieg in die Bundesliga folgte. Und ich werde es wieder tun, am Sonntag, wenn der vorerst letzte Meilenstein erreicht werden sollte. Ein Sieg gegen den HSV, daheim in seiner XY-Arena, wäre die Krönung.

Ich werde es Ihnen gönnen, geehrter FC St. Pauli, weil Sie es sich verdient haben. Jeder, der nicht mit dem HSV verwurzelt ist, wird Ihnen diesen Derby-Sieg wünschen. Weil Sie zwar nicht mehr anders sind als alle anderen, aber immer noch wohltuend anders als der HSV. Hamburg muss sich am Sonntag entscheiden, ich habe es getan. Lieber St. Pauli ...