Vereinsspitze sieht “keine Handlungsgrundlage“. Teammanager Bönig: “Die genannten Partien sind uns bekannt. Wir sind komplett unaufgeregt“.

Hamburg. Der FC St. Pauli hat auf Manipulationsvorwürfe des Wettpaten Marijo C. gelassen reagiert. Die Aussagen des mutmaßlichen Wettbetrügers über drei angeblich verschobene Zweitliga-Spiele des Fußballklubs seien "nicht neu", sagte Teammanager Christian Bönig. Marijo C. hatte nach Angaben des "Spiegels" zwei Partien der Braun-Weißen gegen den FSV Mainz 05 und ein Spiel gegen Alemannia Aachen aus dem Jahr 2008 bei einem Polizeiverhör als manipuliert bezeichnet.

"Wir sind komplett unaufgeregt. Die genannten Partien sind uns bekannt", versicherte Bönig. Der Verein habe mit der DFL gesprochen. Im laufenden Prozess um den europaweit größten Wettskandal vor dem Bochumer Landgericht werde der FC St. Pauli keine Stellungnahme mehr abgeben. "Wir stehen auch in ständigem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft, haben aber nichts vorliegen, was eine Handlungsgrundlage für uns bedeuten würde", sagte Vizepräsident Bernd-Georg Spies auf Abendblatt-Nachfrage.

Schon zu Jahresbeginn hatte das Geständnis des früheren St.-Pauli-Profis René Schnitzler den Verein erschüttert. Der Stürmer hatte erklärt, 100 000 Euro von einem niederländischen Wettpaten namens "Paul" kassiert zu haben. Er bestreitet jedoch, dass es zur vereinbarten Manipulation von fünf Spielen im Jahr 2008 gekommen ist.

Zu den Partien sollen allerdings zwei Auswärtsspiele gegen Mainz 05 gehört haben, die angeblich auch Marijo C. bei seinem Verhör vom 2. Dezember 2010 im Bochumer Polizeipräsidium genannt hat. Konkret handelt es um die 1:5-Niederlage am 18. Mai 2008 und das 2:2 bei den Rheinhessen am 23. November 2008. Zudem nannte Marijo C. laut "Spiegel" auch noch das Heimspiel gegen Aachen am 11. Mai 2008 (0:2).

Darüber hinaus soll der Beschuldigte vier Namen weiterer Profis preisgegeben haben, die an den Manipulationen beteiligt gewesen seien. Laut "Spiegel" bestehen aber Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussagen von Marijo C.

Der Wettpate hatte im laufenden Wettskandal-Prozess als Zeuge ausgesagt und wird wohl vom 24. Februar an selbst als Angeklagter vor dem Bochumer Landgericht stehen. Bei der Polizeivernehmung soll Marijo C. sechseinhalb Stunden lang über seine kriminellen Machenschaften bei Fußballwetten geredet haben.