Ex-Nationalspieler Oliver Neuville soll laut Ante Sapina bereit gewesen sein, Spiele zu verschieben. Neuville bestreitet das vehement.

Bochum. Im Wettskandal-Prozess vor dem Bochumer Landgericht soll Wettpate Ante Sapina nun sogar den Namen eines Nationalspielers genannt haben: Oliver Neuville, WM-Held von 2006. Das berichtet die "Bild"-Zeitung. Laut Sapina soll der Ex-Nationalspieler bereit gewesen sein, Spiele zu manipulieren. Dabei soll es vor allem um Partien seines damaligen Vereins, Borussia Mönchengladbach, gegangen sein.

Oliver Neuville hat auf Anfrage der "Bild" alle Vorwürfe vehement bestritten. "Das ist absoluter Unsinn. Wer das sagt, den werde ich verklagen. Durch so etwas lasse ich meinen Namen nicht beschmutzen“, wehrt sich Neuville. Er habe niemals gezockt und auch keine Spielschulden.

Sogar in Zusammenhang mit der Nationalmannschaft nannte Sapina erneut den 37-Jährigen. In Wettkreisen habe es das Gerücht gegeben, dass Neuville taktische Anweisungen aus der Kabine verrate. Insbesondere ging es dabei um das Vorgehen bei der Platzwahl. Der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann habe Michael Ballack die Anweisung gegeben, beim Gewinn immer dem gegnerischen Team den Anstoß zu überlassen. Sapina sagte, er habe daraufhin mehrfach auf den Anstoß der Gegner gesetzt und so bis zu 30 000 Euro gewonnen.

Die Vorwürfe gegen Neuville scheinen zweifelhaft. Laut Klinsmann hat es so eine Anweisung nie gegeben. Außerdem kann der Kapitän einer Mannschaft beim Sieg der Platzwahl nur entscheiden, in welcher Spielrichtung das eigene Team starten will. Anstoß hat automatisch die Mannschaft, die die Platzwahl verloren hat. Das gilt seit einer Regeländerung im Jahr 1997.

Erstes Urteil im Wettskandal im Sicht

Die 13. Strafkammer des Bochumer Landgerichts will das Verfahren im Fußball-Wettskandal gegen die geständigen Nürettin G. und Tuna A., die von der Staatsanwaltschaft zur Führungsebene der Wettmafia gewählt werden, abtrennen. „Dann könnten wir schnell zu einem Urteil kommen“, sagte der Vorsitzende Richter Carsten Schwadrat am 15. Verhandlungstag am Mittwoch.

Gegen die Mitangeklagten Stevan R. und Kristian S., die bislang kein umfassendes Geständnis abgelegt haben, würde dann gesondert weiter verhandelt. Nürettin G. und Tuna A. müssen jedoch noch erklären, dass sie die Höhe der in der Anklageschrift genannten Wettbeträge nicht bestreiten. Dann bliebe dem Gericht eine weitere Beweisaufnahme, etwa durch Vorlage der Telefonmitschnitte, erspart. Der Prozess, der am 6. Oktober 2010 begann, wird erst am 9. Februar fortgesetzt. Das Urteil gegen G. und A. könnte noch im Februar gesprochen werden.

Danach ist mit dem zweiten Prozess gegen die mutmaßlichen Haupttäter Ante Ssapina und Marijo C. zu rechnen, gegen die in der vergangenen Woche Anklage erhoben wurde. Das Duo, das mit vier mutmaßlichen Mittätern vor Gericht stehen wird, soll insgesamt 550.000 Euro aufgewendet haben, um Spieler und Schiedsrichter zu bestechen. Mit 3,5 Millionen Euro Einsatz soll es 2,8 Millionen Euro Gewinn erzielt haben. (sid)