Der Neuzugang zog sich im Testspiel am vergangenen Wochenende einen Sehnenteilabriss im Oberschenkel zu und fällt mehrere Wochen aus.

Hamburg. Dass die Diagnose vom Vorabend nicht positiv ausgefallen war, ließ sich in seinem Gesicht ablesen. Trotz Sonnenschein und der angenehmen Atmosphäre des Beach-Clubs Strand-Pauli musste sich Gerald Asamoah gestern Morgen bei einem Fototermin immer wieder zu seinem üblicherweise strahlenden Lächeln zwingen. Als die Fotografen abgezogen waren, brach es dann aus ihm heraus. "Das ist wirklich ärgerlich. Ich konnte die ganze Vorbereitung beschwerdefrei durchziehen - und jetzt so ein Mist."

Beim Testspiel gegen den Oberligaklub FC Northeim am vergangenen Sonnabend war der Angreifer nach einem Zweikampf vom Platz gehumpelt, nach einer schweren Verletzung sah es zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus. "Ich dachte, es wäre vielleicht eine Zerrung, aber diese Diagnose ist eine große Enttäuschung", sagte Asamoah etwas gefasster, nachdem er sich einer ersten Behandlung unterzogen hatte. Seine Mannschaftskollegen absolvierten währenddessen auf dem Trainingsplatz an der Kollaustraße die erste intensive Taktik-Einheit der Vorbereitung. Die Hiobsbotschaft hatte sich da schon bis über die Hamburger Stadtgrenzen verbreitet: Sehnenteilabriss im rechten Oberschenkel. Asamoah wird mehrere Wochen nicht trainieren können.

"Es ist eine Verletzung, die man ernst nehmen muss. Die Pause kann einige Wochen dauern", sagte Mannschaftsarzt Johannes Holz und erklärte, dass die Blessur konservativ behandelt werde. Eine Operation sei nicht nötig. Es werde auf jeden Fall schwer, Asamoah bis zum ersten Saisonspiel fit zu bekommen. Das wäre in dreieinhalb Wochen. Das Pokalspiel gegen Chemnitz am 14. August findet definitiv ohne den Vizeweltmeister von 2002 statt.

Der Hamburger Sportmediziner Prof. Bernd Kabelka glaubt nicht an eine schnelle Genesung. "Ohne die Bilder der Kernspintomografie gesehen zu haben und ohne die genaue Diagnose zu kennen, würde ich sagen, dass ein Sehnenteilabriss einen Fußballspieler mindestens sechs bis acht Wochen außer Gefecht setzt. Die Sehne wird beim Fußball durch die Schussbewegung stark belastet, und die Verletzung muss komplett ausheilen, sonst drohen Folgeschäden." Ein herber Rückschlag nicht nur für Asamoah, sondern für die gesamte Mannschaft. Der "Königstransfer" des Klubs hatte in der Vorbereitung bisher überzeugt und sich körperlich in einem guten Zustand präsentiert. Nun verpasst der ehemalige Schalker die wichtigen taktischen Einheiten, die das blinde Spielverständnis mit seinen Mannschaftskollegen hätten fördern sollen. "Es ist schon sehr ärgerlich, dass er jetzt den Feinschliff versäumt", sagte Trainer Holger Stanislawski. "Aber wir müssen es sportlich nehmen, so etwas passiert immer wieder."

Asamoah, dessen Reha-Programm gestern begann, versuchte schließlich die Enttäuschung zu schlucken und sich kämpferisch zu geben. "Es ist bitter, wenn man einen Monat hart gearbeitet hat und so etwas passiert, aber das muss ein Profi verarbeiten. Ich schaue nach vorn und werde alles dafür tun, bald wieder auf dem Platz zu stehen."

Dort ist nach dem Kampf mit dem inneren Schweinehund im Trainingslager der vergangenen Woche nun der Kampf um die Plätze in der Startelf ausgebrochen. Seit gestern ist wohl wieder ein Platz mehr frei. Alternativen für Asamoah gibt es reichlich, ob sie den bundesligaerfahrenen Offensivspieler auch ersetzen können, wird sich in den ersten Saisonspielen zeigen.