St. Paulis Angreifer soll einen stark leistungsbezogenen Vertrag bis 2013 erhalten. Ebbers erntet viel Lob für seine Ehrlichkeit.

Hamburg. Die herausragende Leistung von Fin Bartels, dessen Siegtreffer in der dramatischen Nachspielzeit, die Willensstärke des FC St. Pauli, der damit einhergehende Formanstieg nach zuvor drei Unentschieden in Folge oder auch das gelungene Comeback von Torwart Philipp Tschauner - Geschichten hatte diese denkwürdige Partie vom Dienstagabend am ausverkauften Hamburger Millerntor einige geliefert. Und doch sprachen am Ende des 2:1-Siegs über Union Berlin alle Beteiligten über die Szene aus der 81. Minute, als Marius Ebbers bereits zum 2:1 eingeköpft hatte, bei der folgenden Befragung durch Schiedsrichter Tobias Welz aber zugab, den Ball auch mit der Hand berührt zu haben und seinem Treffer somit selbst die Anerkennung entzog.

+++ Kommentar: Ein Nicht-Tor für das Image +++

Angesichts des Spielstands und der Begleitumstände - Konkurrent Düsseldorf führte zeitgleich mit 1:0 - ein bemerkenswertes Geständnis. "Bei einem Endstand von 1:1 wäre ich in jedem Fall der Depp der Nation gewesen. Egal, was ich gesagt hätte", erinnerte Ebbers am Tag danach. So aber geriet er zum allseits bewunderten Vorzeigeprofi. "Für mich ist Marius Ebbers nicht nur der Spieler dieses Spiels, er ist der Spieler der Saison", wählte Berlins Trainer Uwe Neuhaus Superlative. Sein Spieler Marc Pfertzel wünschte sich gar weiter reichende Folgen als Bartels' spätes Tor zum Sieg der Gerechtigkeit: "Ich hoffe, dass die jetzt auch in die Bundesliga hochgehen. Wer dieses Fair Play zeigt, hat den Aufstieg verdient." Und auch die Mitspieler zollten Respekt. Max Kruse, der erstmals in diesem Jahr aus dem Spiel heraus getroffen hatte, verkündete im Überschwang der Emotionen, dem Angreifer einen Pokal überreichen zu wollen. "Wir haben jetzt einen Spieler, der wahrscheinlich für den Friedensnobelpreis nominiert wird", überspitzte Sportchef Helmut Schulte augenzwinkernd.

+++ 2:1 gegen Union Berlin: Ehrlich währt am längsten +++

Auch wenn Ebbers trotz der schier grenzenlosen Anerkennung bei der Verleihung im Dezember in Oslo keine Chancen besitzt, gilt er sehr wohl als Favorit für den Fair-Play-Preis des deutschen Sports im Oktober. 2011 war bereits Gerald Asamoah ausgezeichnet worden. Der damalige St. Paulianer hatte im Februar 2011 beim Heimspiel gegen Hannover 96 zugegeben, den Ball zuletzt berührt zu haben, woraufhin der Schiedsrichter eine Eckball-Entscheidung für die Hamburger zurücknahm und Hannover im Gegenzug zum entscheidenden 1:0 traf.

Doch anders als Asamoah, der morgen (18 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) mit Tabellenführer Greuther Fürth nächster Gegner sein wird, könnte Ebbers den Preis wohl auch noch als aktueller Spieler des FC St. Pauli in Empfang nehmen. Zwar wird die Vertragsoption, wonach sich sein im Sommer auslaufender Vertrag nach 25 Pflichtspieleinsätzen automatisch verlängert hätte, nicht greifen. 18 Einsätze mit sieben Toren und drei Vorlagen aber genügten, um die Verantwortlichen von einer Ausdehnung der vierjährigen Zusammenarbeit zu überzeugen: Ebbers soll einen Kontrakt bis 2013 erhalten, wenngleich zu stark leistungsbezogenen Konditionen.

"Ich habe noch nichts unterschrieben, wir quatschen noch", sagt der 34-Jährige, dem mitgeteilt wurde, dass der Klub nach neuen Angreifern fahndet. Aber beim "Quatschen" die richtigen Worte zu finden liegt dem Blondschopf. Und davon könnte St. Pauli noch im Fernduell profitieren, wie Neuhaus andeutete, als er das Millerntor Dienstag verließ: "Das war wirklich großer Sport hier. Und wir spielen ja noch gegen Düsseldorf ..."