Ein Kommentar von Peter Wenig

Natürlich wurde nach dem 2:1-Sieg des FC St. Pauli gegen Union Berlin kein Spieler so sehr gefeiert wie Torschütze Fin Bartels. Wer quasi in letzter Sekunde noch für zwei Punkte im Aufstiegskampf sorgt, hat sich die Ovationen ja auch redlich verdient.

Für das Image des FC St. Pauli tat an diesem Abend indes ein Teamgefährte noch mehr, der zehn Minuten zuvor schon als Torschütze gefeiert worden war: Marius Ebbers gab auf Nachfrage des Schiedsrichters zu, dass seine Hand mit im Spiel war. Eine Selbstverständlichkeit? Mitnichten. Der Gewissenskonflikt, den der Stürmer binnen Sekunden entscheiden musste, war enorm. Hier die Chance, mit einer vagen Antwort wie "also, ich glaube, da war alles okay", sein Team auf die Siegerstraße zu führen. Dort die Gefahr, mit dem persönlichen Fair-Play-Gedanken die Mission Wiederaufstieg zu torpedieren.

Ebbers entschied sich für die Wahrheit - und machte alles richtig. Nicht auszudenken, wie Fußball-Deutschland jetzt über den Kiezklub hergefallen wäre, hätte Ebbers in der entscheidenden Phase des Aufstiegskampfes geschummelt. Schließlich hat das Image des FC St. Pauli in den vergangenen Monaten schon genug gelitten: mit dem Bierbecherwurf gegen einen Schiedsrichter-Assistenten, mit der Kassenrollenwurf-Affäre und zuletzt mit dem spuckenden Gelb-Rot-Sünder Carlos Zambrano.

Mit seiner Wahrheitsliebe hat Ebbers etliche Bonuspunkte auf das schrumpfende Imagekonto seines Klubs eingezahlt. Gut für ihn. Und gut für den FC St. Pauli.