Präsidium lenkt im Streit um ein neues Grün am Millerntor ein und beugt sich der Mannschaft, die sich an den Kosten beteiligen würde.

Hamburg. Erst nach dem Schlusspfiff taten die Spieler des FC St. Pauli das, was die Zuschauer beim 1:0 am Montagabend gegen Karlsruhe zuvor schreiend und pfeifend gefordert hatten. Sie gingen in die Offensive. Zwar nur verbal, dafür aber konzertiert und ohne Absicherung. "Man weiß ja, dass bei St. Pauli nicht immer alles geradlinig verläuft. Aber man hört von allen Mannschaften da oben, dass sie einen neuen Rasen kriegen, und bei uns ist das nicht möglich. Das kann ich nicht nachvollziehen", ärgerte sich Fabian Boll. "Auf diesem Platz können wir unser Spiel nicht umsetzen", klagte Nebenmann Patrick Funk. Für die 90 Minuten hatte Trainer André Schubert die schlechten Platzverhältnisse noch zum Tabuthema erklärt ("Damit bringst du dich nur aus dem Konzept und baust den Gegner auf"), im Anschluss aber platzte es aus den Spielern heraus.

Der Unmut verfehlte sein Ziel nicht. "Das Grün hat im dem Spiel massiv gelitten, sodass wir um einen Tausch nicht mehr herumkommen. Durch das Spiel ist eine immense Verschlechterung eingetreten", erklärte Präsident Stefan Orth am Tag nach der Kritik, die in Torwart Benedikt Pliquett ihren schrillsten Lautsprecher gehabt hatte: "Ich wünsche mir, dass alle im Verein realisieren, was wir erreichen können. Wenn wir einen neuen Rasen brauchen, dann ist das so!"

+++ Es muss am Rasen liegen ... +++

+++ Torschütze Moritz Volz hadert mit seiner Art zu jubeln +++

Zwei Wochen zuvor hatte das Präsidium mit Sportchef Helmut Schulte, den Stadionbeauftragten Wolfgang Helbing und Torsten Vierkant sowie einem Vertreter der Garten- und Landschaftsbaufirma Schlatermund einen neuen Rasen noch mit der Begründung abgelehnt, dass der Untergrund in einem ausreichenden Zustand und die Investition von 100 000 Euro daher nicht notwendig sei (Abendblatt berichtete). "Wenn die Leute diesen Platz tatsächlich für gut befunden haben, dann haben sie keine Ahnung", so Angreifer Marius Ebbers, der die Notwendigkeit des Tauschs mit einem überraschenden Angebot unterstrich: "Wir können den Rasen nicht selber abziehen und neu verlegen, und in der Mannschaftskasse sind sicherlich keine 100 000 Euro, aber wenn wir dadurch tatsächlich etwas dazu beitragen könnten, dass der Rasen gewechselt wird, würde sich jeder in der Mannschaft bereit erklären, einen gewissen Betrag zu bezahlen."

Ein Vorschlag, der zeigt, wie sehr die Mannschaft von dem Zusammenhang zwischen mangelhafter Platzqualität und der abhandengekommenen Spielkultur überzeugt ist. Ob Boll, Funk oder Ebbers - alle Spieler und auch Schubert verwiesen darauf, dass der einzige fußballerisch begeisternde Auftritt im Jahr 2012 vor einer Woche auf dem perfekt präparierten Rasen der Münchner Allianz-Arena stattgefunden habe. "Ein neuer Rasen allein ist keine Garantie, aber alle haben bei 1860 oder auch im Training auf unserem Kunstrasenplatz gesehen, dass wir ganz gut Fußball spielen können", so Ebbers.

Demnach steigen im Heimspiel gegen Energie Cottbus am 25. März die Chancen um ein Vielfaches, am Millerntor auch wieder auf dem Spielfeld Offensivaktionen zu sehen zu bekommen. Findet auch Orth, der das Angebot der Spieler unkommentiert ließ: "Am Ende entscheidet das Präsidium nach bestem Wissen und Gewissen. Wir tragen schließlich die Hauptverantwortung. Und diese schließt ein, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen, um unsere sportlichen Ziele zu erreichen."