Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Fehlende Spielkultur, keine Ballstafetten: Das schnelle Kombinationsspiel des FC St. Pauli liegt brach. Die Pässe kommen nicht mehr an und die Angreifer zu selten in die Situation, das erste Stürmertor des Jahres zu erzielen. Spieltechnisch bedeutete das 1:0 gegen Karlsruhe den Tiefpunkt der Saison, an deren Ende der Aufstieg herausgespielt werden soll. One-Strike- statt One-Touch-Football! Weil der Rasen am Millerntor zu schlecht ist, sagen die Spieler. So einfach ist das. Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es ja schließlich auch an der Badehose. Allerdings hatten Trainer und Team bereits vorab mahnend den Zeigefinger gehoben und ebenso vehement wie vergeblich einen neuen Untergrund eingefordert. 90 Minuten später nutzten die Spieler die Gunst des Sieges und verliehen der Debatte mit ihrer scharfen Kritik an den Verantwortlichen eine neue Dimension. Klare Worte, die in der Bereitschaft gipfelten, notfalls einen Teil der Kosten zu übernehmen.

Gestern lenkte das Präsidium ein und lieferte die Begründung für den verspäteten Tausch gleich mit: Die Platzverhältnisse hätten sich während der Partie gegen den KSC "immens verschlechtert". Tatsächlich aber knickten nicht die Halme, sondern die Entscheidungsträger ein. Inklusive Sportchef Helmut Schulte, der sich in der Diskussion komplett unter der Grasnarbe hielt: "Beim Thema Rasen rase ich lieber davon." Anders die Mannschaft, die sich mit ihrer lautstarken, konstruktiven Kritik ganz bewusst ein Alibi nahm. Wir freuen uns auf die Rückkehr zur Spielkultur.