Im Heimspiel gegen Braunschweig setzt St.-Pauli-Trainer André Schubert auf eine kompakte Defensive - und mahnt Petar Sliskovic.

Hamburg. Kurz bevor er auf dem Podest Platz nehmen durfte, um den Medienvertretern seine Eindrücke und Erwartungen vor dem Spiel gegen Eintracht Braunschweig am Sonntag (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) mitzuteilen, bekam Florian Bruns einen Anstecker ans Revers geheftet. "Ein Platz an der Sonne", stand darauf. Die Werbebotschaft des Hauptsponsors könnte dieses Wochenende erneut als Zielvorgabe für den FC St. Pauli dienen. Um ganz nach oben vorzustoßen, ist die Mannschaft zwar auf die Unterstützung des SC Paderborn angewiesen, der zeitgleich Tabellenführer Eintracht Frankfurt empfängt. Doch ein eigener Sieg gegen Braunschweigsichert St. Pauli zumindest den Verbleib auf einem direkten Aufstiegsplatz. Im Hinspiel (0:1) habe man "einen Schuss vor den Bug bekommen", wie Bruns es ausdrückte, deshalb sei man gewarnt. "Es wird ein ganz enges Spiel, es steht jetzt alles auf Messers Schneide."

Es sind noch zwölf Spiele, bis die Entscheidung über den Aufstieg in die Bundesliga fällt, und der FC St. Pauli, seit vergangener Woche wieder in der Position des Gejagten, beginnt, sich auf den Schlussspurt einzustimmen.

+++ André Schubert zu Gast im NDR-"Sportclub" +++

Dabei gilt die Devise: Sicherheit vor Risiko und Kampf vor Schönspielerei. Denn die Vorgaben, mit denen André Schubert seine Mannschaft ins Spiel schickt, haben sich leicht verändert. Hieß es in der Hinrunde zumeist selbstbewusst, das eigene Spiel müsse durchgedrückt werden, sagte Schubert am Freitag: "Die Spiele sind jetzt alle sehr umkämpft, da muss man sich auch ein bisschen anpassen." Der Trainer setzt auf eine kompakte Defensive sowie auf den Willen und die Kampfkraft seiner Mannschaft, wenngleich er ebenfalls forderte: "Wir müssen das Spiel in die Hand nehmen, gleichzeitig aber sehr wachsam sein und darauf achten, keine Kontersituationen zuzulassen." Dass die Mannschaft spielerisch noch nicht vollständig überzeugen konnte, stört Schubert nur am Rande. "Wichtig ist, dass wir erfolgreich Fußball spielen", sagte er. Auch statistisch lässt sich die Verlagerung des Hauptaugenmerksauf die Defensivarbeit belegen. Gegen Aachen, Bochum und Duisburg schoss St. Pauli 31-mal auf das gegnerische Tor. In der Hinserie waren es in den gleichen Spielen 45 Versuche, was dem Durchschnitt von etwas mehr als 15 Torschüssen pro Spiel in der gesamten Hinserie entsprach.

Leidtragende der Stärkung des Defensivverbundes könnten erneut die Stürmer sein. Während Marius Ebbers noch immer an seiner Oberschenkelverletzung laboriert, sind Petar Sliskovic und Mahir Saglik einsatzbereit. Doch Schubert monierte wie schon zuletzt die Abwehrarbeit seiner Offensivkräfte. "Sie sind die ersten Defensivspieler und haben die Aufgabe zu pressen, den Gegner beim Aufbau zu stören. Da hatten wir zuletzt Mängel." In Duisburg ließ der Coach bereits Max Kruse in vorderster Front auflaufen, obwohl er mit Saglik und auch Deniz Naki zwei potenzielle Stürmer auf der Bank hatte. "Die Überlegung war, etwas variabler zu sein und defensiv noch stabiler zu stehen", erklärte Schubert. "Es ist durchaus denkbar, dass wir gegen Braunschweig wieder genauso anfangen."

Das sind keine guten Neuigkeiten für Petar Sliskovic, der nach seinerKnöchelprellung am Wochenanfang wieder ins Training eingestiegen war und darauf brennt, seine gute Form aus der Vorbereitung nun endlich auch in einem Pflichtspiel zeigen zu können. "Es liegt an Petar selbst", sagte Schubert. "Er hat seine Stärken, arbeitet auch defensiv gut und spielt sehr viel besser mit als noch zu Beginn der Saison. Aber er muss zeigen, dass er besser ist als diejenigen, die spielen." Schubert monierte zudem, wie der 21-Jährige seine Unzufriedenheit in den Medien darstellte. "Da sollte er vorsichtig sein. Er ist kein Spieler, der schon auf viele Profispiele zurückblicken und Ansprüche anmelden kann."

Welche Variante Schubert auch wählt - St. Pauli wird in den kommenden Wochen wieder und wieder zeigen müssen, dass es zu Recht Ambitionen hat, am Ende oben zu stehen. Kämpferisch und spielerisch. "Es wird noch viele knappe Spiele geben. Und diese Spiele muss man eben für sich entscheiden. Wir haben gezeigt, dass wir dazu in der Lage sind", sagt Bruns, dem der Platz an der Sonne aber noch nicht behagt. Den Anhänger legte er nach der Pressekonferenz wieder ab.

St. Pauli: Pliquett - Volz, Thorandt, Zambrano, Schachten - Funk, Boll - Schindler, Bruns, Bartels - Kruse. Braunschweig: Davari - Washausen, Dogan, Bicakcic, Reichel - Vrancic, Theuerkauf - Reinhardt, Kruppke, Boland - Kumbela.