Über drei Millionen Euro investiert der Verein in den Umbau des Trainingsgeländes. Die Kultkneipe an der Kollaustraße weicht.

Hamburg. Ein Päckchen Nüsse kostet einen Euro, Bier und Cola 50 Cent mehr. Das Zügellos könnte eine beliebige Kneipe sein, doch sie befindet sich an einem besonderen Ort. Für die Spieler des FC St. Pauli liegt sie quasi auf dem Weg zur Arbeit - von ihrer Umkleide auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße geht es an der Theke vorbei zum Übungsplatz. Eine Konstellation, die einzigartig im deutschen Profifußball sein dürfte.

Im Saal der Gastwirtschaft werden Interviews geführt und Autogramme geschrieben, doch dies alles soll bald der Vergangenheit angehören. Gestern unterzeichneten an gleicher Stelle Klub und Stadt einen Sportrahmenvertrag und gaben damit den formalen Startschuss für die umfangreichen Umbaumaßnahmen auf dem Trainingsgelände (Abendblatt berichtete), in deren Folge auch die Kneipe weichen muss.

"Dies ist ein guter Tag für den FC St. Pauli", erklärte Vizepräsident Bernd-Georg Spies, "weil die Voraussetzungen geschaffen wurden, um die sportliche Infrastruktur auf ein dauerhaft hohes Niveaus zu heben." Mit dem in Hamburg gängigen Sportrahmenvertrag wird dem bislang als Pächter aufgetrenen Klub das in den Jahren 1996 und 2005 von der Stadt in zwei Schritten aus Privatbesitz erworbene Gelände für die kommenden 25 Jahre kostenfrei überlassen. Der Verein muss dafür für Pflege und Unterhaltung aufkommen, kann nach geltendem Baurecht aber Veränderungen vornehmen.

Zwischen drei und dreieinhalb Millionen Euro werden nun in den kommenden Jahren investiert, jeweils zur Hälfte finanziert durch den Klub und die Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM). "Wir werden künftig ein reines Trainingsgelände bieten können, auf dem alle Leistungsmannschaften, sprich die Lizenzspieler, die U 23, U 19 und U 17 trainieren werden", sagte Sportchef Helmut Schulte. "Das wird so ähnlich wie beim FC Arsenal."

Der Umbau erfolgt in vier Stufen. Ab Mai werden die direkt an der Kollaustraße gelegenen und früher von der BSG Philips genutzten alten Tennisplätze zu einem dritten Trainingsparcours aus Naturrasen umgebaut. Später wird die Fläche vor dem Funktionsgebäude in einen Kunstrasenplatz umgewandelt, anschließend das Gebäude entweder um- oder neu gebaut und auf zwei Etagen erweitert. Zuletzt wird der bisherige zweite Platz erneuert und mit einer Rasenheizung ausgestattet.

Entscheidenden Einfluss auf den zeitlichen Ablauf und die bauliche Gestaltung könnte das Spiel am Sonntag bei Greuther Fürth haben. Mit einem Sieg würden sich die Kiezkicker den Aufstieg in die Erste Liga und damit weitere finanzielle Möglichkeiten sichern. Dass mit dem Umbau ein kleines Stückchen St.-Pauli-Kult weichen muss, sieht Schulte gelassen: "Das wird nicht dazu führen, das wir nicht mehr der etwas andere Verein sind."