Der Kiezklub liefert die bislang beste Halbzeit dieser Saison ab und erobert zumindest bis Montag die Spitze. Ebbers und Naki treffen.

Duisburg. Die Aussage ließ Raum für Spekulationen. "Aus gegebenem Anlass zeigen wir heute keine Highlights", ließ der Stadionsprecher der MSV-Arena die 16 446 Zuschauer in der Halbzeitpause wissen. Ob es daran lag, dass es kaum Höhepunkte der Duisburger Mannschaft in den ersten 45 Minuten gegeben hatte? Möglicherweise war der Verzicht auch schlichtweg der begrenzten Sendezeit geschuldet. 15 Minuten hätten nicht ausgereicht, um die zehn vorangegangenen Großchancen des FC St. Pauli medial aufzuarbeiten. Die Hamburger Offensive hatte ihr Tagewerk in einer Akkord-Arbeit verrichtet, der weder die Stadion-Regie noch die Duisburger Abwehr nachkommen konnte. 2:0 hieß es für die Stanislawski-Elf am Ende, 6:0 hätte es bereits zur Halbzeitpause stehen müssen.

Ein Sieg, der den Kiezklub mit 42 Punkten zumindest bis Montag, wenn Kaiserslautern in Aachen antreten wird, auf den ersten Tabellenrang verweilen lässt. Für die Aufstiegsrechnung ist indes noch wichtiger, dass das Stanislawski-Team mit Duisburg einen direkten Verfolger auf Distanz hielt.

St. Pauli spielte und kombinierte in der ehemaligen Stahlhochburg von Beginn an wie aus einem Guss. Der beim 1:0-Sieg am vergangenen Wochenende gegen Alemannia Aachen abgelieferten schlechtesten Halbzeit der Saison, folgte der vorläufige Höhepunkt dieser bislang so denkwürdigen Spielzeit. Dabei hatte Holger Stanislawski kurzfristig umplanen müssen. Durch die Verletzung von Fabian Boll, der sich beim lockeren Aufgalopp am Morgen eine Oberschenkelverhärtung zugezogen hatte, rutschte mit Deniz Naki eine weitere Offensivkraft in die Mannschaft. Gemeinsam mit Marius Ebbers, Rouwen Hennings und Max Kruse setzte der 20-Jährige die Vorgabe seines Trainers exzellent um. "Die Duisburger stehen mit ihrer Vierer-Abwehrkette sehr hoch, nahe der Mittellinie. Das gilt es mit unserer zweiten Angriffsreihe zu knacken", hatte Stanislawski vor der Toppartie des 20. Spieltags erkannt. Und so entwickelte sich nahe der Spielhälftengrenze ein dichtes Treiben.

Matthias Lehmann und allen voran Kruse schickten wahlweise Ebbers oder Hennings zum 40-Meter-Sprint gegen die MSV-Hintermannschaft auf die Reise. St. Pauli überrollte den zuvor in zehn Spielen nur einmal sieglos gebliebenen Gegner, passte ansonsten schnell und flach. "One-touch-Football", der Stanislawski die Hände erwärmte. Der Trainer stand während der ersten Halbzeit pausenlos vor seinem weißen Plastikstuhl in der Coachingzone und applaudierte respektvoll.

Nur eine Zugabe blieb ihm verwehrt. Im zweiten Abschnitt konnten die Duisburger die Partie ausgeglichener gestalten, kamen ihrerseits zu Torchancen und sorgten so dafür, dass sich mit Torwart Mathias Hain auch der elfte St. Paulianer Bestnoten verdienen konnte. "Matze war überragend", konstatierte Kapitän Fabio Morena , während auch Sportchef Helmut Schulte "eine sensationelle Torwartleistung" gesehen hatte. Hain sorgte dafür, dass seine Mannschaft auch im vierten Spiel des Jahres ohne Gegentreffer blieb. 2:0 im Test gegen Schalke 04, 2:0 bei Rot Weiss Ahlen, 1:0 gegen Aachen und nun 2:0 in Duisburg. "Wir haben uns in der Defensive mittlerweile eine gewisse Stabilität erarbeitet", so Morena weiter, "die Automatismen greifen".

Eine Serie, die dazu führt, dass den Hamburgern bei allem offensiven Spektakel auch das von Schulte und Stanislawski geforderte Qualitätsmerkmal wieder anhaftet: Nicht mehr Gegentore als Spieltage. Alles wie aus einem Guss!

Duisburg: Starke - Andersen, Schlicke, Tiago (86. Ben-Hatira), Veigneau - Bodzek (46. Vidosic), Grlic (80. Adler) - Sahan, Tiffert, Caiuby - Baljak.

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Oczipka - Bruns, Lehmann - Kruse (83. Sukuta-Pasu), Hennings (74. Takyi), Naki (69. Bourgault) - Ebbers. Tore: 0:1 Ebbers (7.), 0:2 Naki (20.). Schiedsrichter: Fleischer (Sigmertshausen). Zuschauer: 16 446. Gelbe Karten: Grlic, Tiffert, Sahan - Naki, Bourgault.