Duisburg. Es war die Tabelle, die den etwa 2000 Anhängern in der MSV-Arena des FC St. Pauli nach dem Abpfiff die Gesänge diktierte. "Spitzenreiter! Spitzenreiter!" tönte es aus dem braun-weißen Block. Mit dem 2:0-Sieg erklommen die Hamburger mindestens bis zum Montag, wenn Kaiserslautern in Aachen antritt, die Tabellenführung. "Wir haben vorgelegt, jetzt müssen die anderen nachziehen", freute sich Matthias Lehmann.

Viel wichtiger aber waren die Punktverluste der direkten Konkurrenz um den Aufstieg. Duisburg wurde bezwungen, Düsseldorf ließ im Fernduell beim 0:1 in Koblenz wichtige Punkte liegen, und Augsburg sieht sich am heutigen Sonnabend mit Bielefeld einem Tabellennachbarn gegenüber. Ein weiterer Kontrahent wird stolpern, möglicherweise - bei einem Unentschieden - sogar beide. Komfortable sieben Punkte werden nach diesem Spieltag als Abstand auf den vierten Platz stehen - mindestens. "Wir haben einen Lauf, hätten den Sieg in Duisburg zwar früher klarmachen können, aber wir haben ihn am Ende souverän nach Hause gebracht. Nur das ist im Moment wichtig", stellte Max Kruse nüchtern fest.

Sein Trainer gab ihm recht und tat die Poleposition im Aufstiegsrennen als unwichtig ab. "Mich interessieren momentan nur die 42 Punkte. Alles andere wird man sehen." Er denke nur von Spiel zu Spiel. Momentan bedeutet das: von Sieg zu Sieg.

Beim Gegner hatte man dagegen bereits vor der Partie die große Rechnung aufgemacht. "Mit den Spielen gegen St. Pauli, Düsseldorf, Kaiserslautern und Bielefeld stehen wir vor Wochen der Wahrheit", erklärte MSV-Präsident Walter Hellmich. Die Tendenz des MSV ist noch nicht ausgelotet, für St. Pauli kann es nur eine Richtung geben: Bundesliga. Den famosen Saisonstart 2009 mit sieben Punkten hat die Mannschaft noch einmal übertroffen. St. Pauli holte 2010 in den ersten drei Partien gegen dieselben Gegner neun Zähler, beklagt keine Verletzten und wirkt gefestigt.

Und so konnte man aus Stanislawskis Worten den Ansatz einer Kampfansage entnehmen. "So brauchen wir das", sagte er in Bezug auf die zuletzt noch kritisierten Fans, "die waren eine Wand. So können wir in dieser Saison gemeinsam etwas bewegen." Und während die "Spitzenreiter"-Rufe im Stadion nicht verhallen wollten, tönte aus der St.-Pauli-Kabine ein Vorgeschmack auf einen launigen Abend im Mai: "Hey, das geht ab! Wir feiern die ganze Nacht!"