St. Pauli begeistert, die Konkurrenz schwächelt. Auch die Statistik deutet darauf hin, dass das Team bis zum Schluss oben bleiben wird.

Hamburg. Um 4 Uhr war die Reise für Holger Stanislawski am frühen Sonnabendmorgen beendet. Glücklich und zufrieden schloss der Trainer des FC St. Pauli die Tür seines Hauses in Tonndorf auf, begab sich statt ins Schlafzimmer aber mit roten Erdnüssen bewaffnet auf die Couch vor den Fernseher. Sämtliche TV-Programme habe er durchgezappt, um in den Videotext-Angeboten nach Zweitliga-Statistiken zu suchen, berichtete der 40-Jährige. Neben der vorübergehenden Tabellenführung konnte Stanislawski sich nach dem 2:0-Sieg beim MSV Duisburg auch über die ausgebaute Spitzenposition in der Auswärtstabelle (24 Punkte) freuen. Mit Marius Ebbers weiß er den besten Scorer der Liga in seinen Reihen. Die Anzahl der erzielten Treffer (46), sowie die Tordifferenz (+26) lieferten weitere Topwerte ins Wohnzimmer.

Zahlen, deren Hochrechnung den Aufstieg am Saisonende bedeuten. Die diesbezüglich wohl aussagekräftigste Statistik aber konnte Stanislawski aufgrund mangelnden Angebots nicht finden: Seit Einführung der Dreipunkteregel im Jahr 1995 gelang allen Teams, die nach dem 20. Spieltag 42 oder mehr Punkte auf ihrem Konto hatten, am Ende der Aufstieg in die Bundesliga. Überhaupt wurde diese Marke erst sechsmal erreicht: Karlsruhe 2007 (45 Punkte), Duisburg 2005 (42), der 1. FC Köln 2000 und 2003 (je 44). Hannover 2002 (46) und Nürnberg 2001 (48).

Stanislawski weiß, dass seine Mannschaft das Potenzial zum Aufstieg besitzt, dass die Chance auf die Bundesliga nach den Niederlagen der Konkurrenz aus Duisburg, Düsseldorf und Bielefeld so groß wie nie ist. 100 Tage trennen die Partien in Duisburg und am 34. Spieltag gegen Paderborn. "Wir haben es selbst in der Hand, was mit der Tabelle passiert. Wenn wir weiter konzentriert arbeiten, sieht es sehr gut aus", sagt der Trainer. Die entsprechende Zielvorgabe aber vermeidet er: "Weil noch zu viele Punkte im Topf sind. Es gibt Sportler, die nehmen alle vier Jahre an Olympia teil. Und dann ist nach drei Würfen alles vorbei. Wir aber müssen unsere Leistungen jede Woche bestätigen. Dass eine Mannschaft einfach so durchrauscht, gab es noch nie."

Allerdings auch noch keine, die mit 42 Punkten nach 20 Spielen den Aufstieg verpasste. Anzeichen für einen Leistungseinbruch sucht man vergeblich. Trotz verschärfter Konkurrenzsituation präsentiert sich die Mannschaft als Einheit, wirkt gefestigt und eingespielt. Eine Stärke, die trotz häufiger Personalwechsel konserviert wurde. Taktische Änderungen, wie zuletzt in Duisburg, stiften einzig beim Gegner Verwirrung. Hinzu kommt, dass die Mannschaft als und im Kollektiv überzeugt. Form- oder verletzungsbedingte Ausfälle können kompensiert werden.

Stanislawski kennt die Qualitäten, "aber das Schlimmste wäre, jetzt im Erfolgsfall locker zu lassen. Wir dürfen nicht am 9. Mai dastehen und uns irgendwas vorwerfen lassen müssen. Und da beziehe ich alle mit ein. Spieler, Trainer, Zuschauer, Betreuer oder Funktionsträger. Dann können wir Großes erreichen." Den Aufstieg in die Bundesliga.