Am Sonntag endet St. Paulis Jahr der Superlative, gegen den SC Paderborn soll noch ein weiterer Rekord her: der 21. Saisonsieg.

Hamburg. Sie wirken erschöpft, und es ist nicht allein der Party-Marathon, der an der Substanz der Spieler nagt. "Diese Saison war irgendwie länger als alle anderen", beschreibt Mittelfeldspieler Florian Bruns die gefühlten Werte, "aber vor allem war sie schön und erfolgreich." Rekordverdächtig erfolgreich. Das finale Kapitel wird zwar erst am Sonntag mit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn (15 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) geschrieben, doch Historisches hat diese Mannschaft des FC St. Pauli schon jetzt vollbracht.

Mit dem Aufstieg in die Bundesliga zum Saisonende, mit dem besten Saisonstart aller Zeiten zum Beginn. Mehr als die bislang erzielten 71 Tore gelangen in der Zweiten Liga nur einmal: In der Spielzeit 1974/75 waren es 77, allerdings verteilt auf 38 Spiele in der Nord-Staffel der damals noch zweigeteilten Spielklasse. Marius Ebbers erzielte am 13. September 2009, beim 3:2-Sieg in Frankfurt, den 1000. Zweitligatreffer des Vereins. Zwei Monate später holte die Mannschaft mit dem 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf den 1000. Zweitligapunkt der Geschichte. 5:0 in Aachen, 5:1 in Koblenz, 4:0 in Karlsruhe, 3:0 gegen Aufstiegskonkurrent Augsburg und die beiden jüngsten Schützenfeste, das 6:1 erneut gegen Absteiger Koblenz und ein 4:1-Aufstiegstriumph in Fürth, stehen als ergebnistechnische Meilensteine eines beeindruckenden Erfolgswegs. "Verarbeitet habe ich das alles längst noch nicht", gesteht Trainer Holger Stanislawski, "da brauche ich mal ein paar ruhige Tage, um das sacken zu lassen, was wir hier geleistet und erreicht haben."

Geradezu logisch mündet die Saison im Rausch in einem weiteren Rekord. 20 Saisonsiege hat die Mannschaft bereits gefeiert, mehr als bei den vorangegangenen Aufstiegen in die Bundesliga 1977 (19 Siege), 1988 (19), 1995 (15) und 2001 (17). Am Sonntag soll der 21. Sieg her, um anschließend gebührend den fünften und gleichzeitig besten Aufstieg aller Zeiten zu feiern. "Es geht darum, das letzte Heimspiel der Saison positiv zu gestalten und die mögliche Chance zu nutzen, Meister zu werden", verlangt Stanislawski noch ein letztes Mal vollen Einsatz, hat als Zielvorgabe aber eine ganz andere Statistik im Sinn: "In der vergangenen Saison haben wir am Millerntor 37 Punkte geholt. Bislang sind es 34, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir das jetzt wieder schaffen."

Mit welcher Aufstellung er das erreichen will, verriet er nicht: "Es ist gut möglich, dass es im Kader und in der Startaufstellung Änderungen geben wird." Alternativspieler wie Hennings, Kruse, Lechner, Eger, Schultz, Kalla, Sako oder der zuletzt am Innenband verletzte Gunesch hoffen auf einen Einsatz. Fest steht bereits, dass kein Spieler gegen seinen Willen mit der zweiten Mannschaft zum Regionalligaspiel nach Plauen (Sonntag, 13.30 Uhr) fährt. "Es geht dort um wichtige Punkte gegen den Abstieg, aber ich kann keinem Spieler aufzwingen, dass er da mitmuss, statt hier den Aufstieg in die Bundesliga zu feiern. Das hätte dann schon etwas mit Quälen zu tun", so Stanislawski, der den Kader heute bekannt geben will.

Auch für seine eigene Zukunftsplanung fällt heute eine Vorentscheidung. Stanislawski hatte zum Jahreswechsel im Abendblatt gewettet, dass seine Mannschaft die meisten Tore im Profifußball schießen werde. Ansonsten werde er einen Tag lang im Tierheim arbeiten. 71 sind es bislang. Ebenso viele hat der FC Ingolstadt in der 3. Liga erzielt, auch Werder Bremen (70) und Bayern München (69) könnten noch vorbeiziehen. Aber mit Superlativen kennen sich Ebbers und Co. ja bestens aus.