St. Pauli hat die Meisterschaft zwar verpasst, der Aufstieg in die Bundesliga ist jetzt jedoch Gewissheit. Ebbers traf zur 1:0-Führung.

Hamburg. Sie tanzten Polonaise, veräppelten ihre künftigen Bundesliga-Gegner und schütteten ihren Trainer Holger Stanislawski mit einer Bierdusche regelrecht zu Boden: Mit einer irren Party haben die Aufstiegshelden vom FC St. Pauli die Rückkehr in die Fußball-Beletage gefeiert. Zum Abschluss ihrer fantastischen Saison mussten die Hamburger nach der 1:2 (1:1)-Heimniederlage gegen den SC Paderborn zwar die Zweitliga-Meisterschaft dem 1. FC Kaiserslautern überlassen. Dies war allen Beteiligten am Sonntag aber herzlich egal. „Wir werden feiern bis der Arzt kommt“, versprach Sportchef Helmut Schulte ehe der Party-Marathon auf der Reeperbahn fortgesetzt wurde.

Sowohl auf der legendären Amüsiermeile, die in einem braun-weißen Fahnenmeer versank, als auch im Tollhaus Millerntor gab es kein Halten mehr. Noch bevor die Kiezkicker ihren Coach Stanislawski, der ein Solo-Tänzchen vor der Südtribüne vollführte, mit Bier durchnässten, versprachen sie auf einem Transparent den Fans: „Wir rocken die Bundesliga.“ Präsident Corny Littmann kündigte stolz an: „Jeder Gegner aus der ersten Liga wird es hier schwer haben.“ Direkt nach Schlusspfiff verschwanden die St.-Pauli-Profis im Spielertunnel, nur um wenige Sekunden danach wieder den Rasen zu betreten.

Und was dann folgte, war eine Partie, die der Regel „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ eine ganz neue Bedeutung verlieh: Die Hälfte der Kiezkicker hatte Erstliga-Trikots von Bayern München und Co. an, die andere St.-Pauli-Jerseys. Klarer Sieger des kurzen Einlagespiels war natürlich die Heim-Elf, klarer Verlierer der ungeliebte Nachbar Hamburger SV. Denn Timo Schultz war in ein Trikot von HSV-Kapitän David Jarolim geschlüpft, nur um wenig später seinen Platzverweis zu provozieren. Vor 19 901 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion war mal wieder Marius Ebbers (19. Minute) mit seinem 20. Saisontor für die Hamburger erfolgreich. Die Paderborner Tore durch Daniel Brückner (45.) und Nejmeddin Daghfous (81.) störten die hanseatische Party rund um den fünften Bundesliga-Aufstieg überhaupt nicht.

„Wir feiern durch bis kurz vor Trainingsstart“, gab Ralph Gunesch als Losung aus. Zumindest im Feiern ist der FC St. Pauli schon jetzt erstklassig. Sechs Tage vor der offiziellen 100-Jahr-Party ging die Reeperbahn, auf der Zehntausende Fans ihre Aufstiegshelden bejubelten, im Freudentaumel unter. „Ich hätte es nicht besser inszenieren können“, gab der als Theaterchef in derlei Dingen geübte Littmann zu. Schon der gefühlte Aufstieg am vergangenen Wochenende in Fürth sei „besser als ein Orgasmus“ gewesen. Vor dem vorerst letzten Zweitliga-Auftritt hatte Mittelfeldspieler Florian Bruns angekündigt, dass sich das Team ins Zeug legen und kein „Stimmungskiller“ sein wolle. Und die Kiezkicker hielten lange Wort. Ebbers brachte nach Vorarbeit von Charles Takyi die Hausherren per Kopf früh in Führung. Aber dann merkte man ihnen die strapaziöse Feier-Woche doch an, so dass ihnen die Paderborner die dritte Heimniederlage der Saison beibrachten.

Nach der Party im Millerntor-Stadion sollte es per Doppeldeckerbus zum Spielbudenplatz gehen, wo 20 000 Fans beim Public Viewing waren. Anschließend wollten sich die Kiezkicker auf dem Balkon des Theaters „Schmidt's Tivoli“ ihren Anhängern präsentieren. Dass die mit 72 Treffern torgefährlichste Mannschaft der Liga dem FCK die Meisterschale überlassen musste und die eigens nach Hamburg geholte Doublette keine Verwendung fand, störte im Lager der Braun-Weißen niemanden so richtig. Typisch St. Pauli, dass sogar diese „Mini-Enttäuschung“ humorvoll aufgenommen und ironisch umgesetzt wurde. „Schade, dass es mit der Schale nicht geklappt hat, aber es gibt ja noch ein nächstes Jahr“, rief Fabian Boll den euphorisierten Fans zu.

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Die Statistik

St. Pauli: 31 Pliquett - 24 Rothenbach, 4 Morena, 16 Thorandt, 6 Oczipka - 17 Boll, 20 Lehmann - 8 Bruns (ab 59. Hennings), 13 Takyi (ab 75. Sukuta-Pasu), 23 Naki (ab 65. Schultz) - 9 Ebbers. - Trainer: Stanislawski

Paderborn : 22 Masuch - 7 Wemmer, 8 Schachten, 6 Mohr, 26 Gonther - 18 Krösche - 15 Guie-Mien (ab 90. Zedi), 5 Alushi, 21 Brückner (ab 86. Holst) - 12 Brandy (ab 71. Daghfous), 11 Saglik. - Trainer: Schubert

Schiedsrichter : Felix Zwayer (Berlin)

Tore: 1:0 Ebbers (19.) , 1:1 Brückner (45.) , 1:2 Daghfous (81.)

Zuschauer : 19.901 (ausverkauft)