Nach einer enttäuschenden Vorstellung erreicht der HSV im Relegationshinspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth nur ein 0:0. Am Sonntag wird es im Rückspiel in Fürth ganz schwer für das Team von Mirko Slomka.

Hamburg. Trotzig skandierten die HSV-Fans nach dem Schlusspfiff: „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“ Und in der Tat: Noch nie in seiner Vereinsgeschichte benötigte der Bundesliga-Dino einen Erfolg in einem fremden Stadion nötiger – oder eben ein Remis mit Toren. Das würde am Sonntag (17 Uhr, ARD und Sky live) im Relegations-Rückspiel in Fürth reichen für den Klassenerhalt. Doch es ist nur noch das Prinzip Hoffnung. Zu enttäuschend kickte der HSV am Donnerstag im Volkspark gegen Greuther Fürth. Nach dem 0:0 ist die Gefahr des ersten Bundesliga-Abstiegs der Vereinsgeschichte größer denn je. Denn die Gäste aus Franken waren dem Sieg näher als der Bundesliga-Dino. Von einem Klassenunterschied war nie etwas zu sehen.

Dass der HSV in dieser Saison den schweren Weg gehen und immer wieder neue Rückschläge verkraften muss, bestätigte sich auch gestern vor dem Spielbeginn. Schon beim Abschlusstraining am Mittwoch hatte René Adler über Rückenbeschwerden geklagt. Das Aufwärmprogramm musste der Stammkeeper abbrechen, für ihn rückte kurzfristig Jaroslav Drobny ins Tor.

Eine andere Änderung hatte Mirko Slomka freiwillig vorgenommen: Für Heiko Westermann, der in Mainz beim 2:3 am Wochenende schwer gepatzt hatte, rückte Johan Djourou in die Innenverteidigung. „Heiko hatte zuletzt den einen oder anderen Fehler drin, nicht den souveränsten Eindruck gemacht. Und Djourou ist topfit“, begründete der HSV-Trainer seine Entscheidung. Und auch für Marcell Jansen war kein Platz in der Startformation: „Er hat nach seiner Verletzung seinen Rhythmus noch nicht gefunden“, sagte Sportchef Oliver Kreuzer.

Die Stimmung unter den Zuschauern war trotzdem, wie soll man das formulieren – blau! Dem Aufruf der Fans und auch des Vereins, in blauer Kleidung ins Stadion zu kommen, folgten Zehntausende. Als Lotto King Karl seine Hymne „Hamburg, meine Fußballperle“ anstimmte, gingen so viele Schals in die Höhe wie wohl noch nie. Auch wenn es kitschig klingen mag: Die Luft vibrierte durch das Gemisch aus Anspannung und der Hoffnung, dass nun die Zeit für die Rettung gekommen ist. Als die Mannschaften noch im Spielertunnel standen, sangen sich die Fans ein: „Sechsmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, immer Erste Liga – Ha-Es-Vau!“ Immer wieder. So laut wie nie zuvor. Einfach sensationell.

Und auch nach dem Anpfiff wollten die Anhänger ihr Team zum Sieg schreien. Als jedoch 28 Minuten gespielt waren, klangen die HSV-Rufe schon flehentlicher. Und Slomka musste eine Verletzungspause an der Seitenlinie zum ersten Krisengipfel mit Pierre-Michel Lasogga und Hakan Calhanoglu nutzen.

Nachdem die Fürther die Anfangseuphorie der Hamburger unbeschadet überstanden hatte, begann der Zweitligist, selbst mutiger nach vorne zu spielen. Und fortan liefen die HSV-Profis fast nur hinterher. Die Gäste legten bis zur Pause ein enormes Tempo vor, sie präsentierten sich lauf- und zweikampfstärker, während der HSV nie zu seiner Linie fand, nicht gallig genug wirkte und vor allem bei schnellen Kontern defensiv riesige Lücken aufwies. Unterm Strich bekamen die Zuschauer noch einmal, quasi als Zugabe, die ganze Palette von Unzulänglichkeiten gezeigt, weshalb der HSV – rein von der Leistung – den Abstieg verdient hätte.

Zum Glück konnte sich der HSV auf Ersatzmann Drobny verlassen, der erst zum fünften Mal in dieser Saison zum Einsatz kam. Zweimal musste er gegen den gefährlichen Ilir Azemi in höchster Not klären (26., 45.). Lautstark motzte der Tscheche seine Vorderleute an.

Der HSV erspielte sich nur im Ansatz Chancen. Lasogga, van der Vaart und auch Calhanoglu konnten sich nie durchsetzen. Letzterer konnte aus einer hervorragenden Freistoßsituation aus 19 Metern keinen Nutzen ziehen (38.). Als Schiedsrichter Felix Zwayer zur Pause pfiff, war es mit der Euphorie auf den Rängen vorbei. Die Fans wussten zu diesem Zeitpunkt schon: Das wird ein äußerst schwieriges Unterfangen. „Ich bin froh, dass es noch 0:0 steht, Fürth war besser“, sagte Vorstandschef Carl Jarchow bei Sky.

Nach Wiederanpfiff war der HSV um Wiedergutmachung bemüht, doch vieles blieb Stückwerk. Und Fürth kam zur nächsten Großchance. Nach einer Ecke köpfte Niko Gießelmann knapp am Tor vorbei (51.).

Slomka reagierte, brachte nach einer Stunde Jansen für Robert Tesche. Und als der von links die erste Chance von Lasogga per Kopf ermöglichte, war die Kulisse wieder da (65.). Und als zwei Minuten später wieder der Leih-Stürmer aus Berlin köpfte und der Ball im Netz zappelte, war der Jubel grenzenlos, aber nur kurz, weil der Angreifer im Abseits gestanden hatte (67.).

Während die Fürther das anfänglich hohe Tempo nicht mehr halten konnten, kamen die Hamburger nun zu immer neuen Tormöglichkeiten. Calhanoglu-Fernschuss – der Ex-Hamburger Wolfgang Hesl hielt (70.).

In der Schlussphase war der HSV zumindest kämpferisch bemüht. Von spielerischer Linie konnte aber dennoch weiter keine Rede sein – erstklassig war wie so oft im Volkspark nur die Kulisse. „Steht auf für den HSV!“, schallte es durch die Arena. Jiracek hatte zwar noch eine Chance, der Ball landete jedoch auf dem Tornetz. Dem HSV bleibt für das Rückspiel Sonntag in Fürth nur noch das Prinzip Hoffnung.