Der frühere Nationaltorwart Jens Lehmann über das Image des Hamburger Clubs, René Adler und seine persönliche Zukunft

Hamburg. Zum 17. Mal lud die Aramea Asset Management AG, ein Finanzdienstleister, zum Round-Table-Gespräch in den Räumen der Börse. Und passend zum Relegationsspiel und als Einstimmung auf die WM hatte der Vorstandsvorsitzende Thomas Gollub Jens Lehmann als Gesprächspartner gewinnen können. Zuvor stellte sich der 44-Jährige im Interview.

Hamburger Abendblatt:

Herr Lehmann, was verbinden Sie mit Relegation?

Jens Lehmann:

Ich habe es ja zum Glück nicht selbst erlebt. Aber nervlich gesehen gibt es wohl kein anderes Spiel, in dem von den Fußballern eine höhere Belastung abverlangt wird. Es geht um Existenzen, nicht nur die der Spieler, sondern auch um die von einigen Menschen im Verein. Ein Bundesligaverein kann sehr viel verlieren. Ich wünsche dem HSV jedenfalls viel Glück.

Sie haben die Hamburger bei Sky häufig stark kritisiert. Muss es eine komplette Kehrtwende des Vereins geben?

Lehmann:

Von außen betrachtet ist es der einzige Weg. Mit den geplanten Satzungsänderungen sind ja die Weichen gestellt. Die Leute sind sich offenbar bewusst, dass jetzt was passieren muss, sonst würde der Verein über kurz oder lang den Bach runtergehen.

Hat das Image des HSV gelitten?

Lehmann:

Ich empfinde es umgekehrt. In der Vergangenheit war der HSV bundesweit kein großes Thema, nur Mittelmaß. In dieser Saison spricht auf einmal jeder über den HSV, verbunden mit der Hoffnung, dass die Hamburger es doch noch schaffen.

Kürzlich wurden Sie als möglicher neuer Sportchef des HSV ins Spiel gebracht...

Lehmann:

Mir wurde gesagt, dass das thematisiert wurde, das ist aber in den vergangenen zwölf Monaten häufiger passiert, dass ich irgendwo im Gespräch bin. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich kenne mich beim HSV nicht aus.

Es stimmt aber, dass Sie sich generell eine Arbeit in einem Bundesligaverein vorstellen können?

Lehmann:

Es kann durchaus sein, dass ich vom Sommer an wieder in den Fußball gehe. Aber das ist eine Möglichkeit, da ist der Konjunktiv noch dominierend. Ich habe bislang keine konkrete Anfrage oder Absicht bezüglich eines Vereins, dass ich sagen würde: Das mache ich jetzt.

Haben Sie konkrete Vorstellungen, in welchem Bereich Sie tätig sein wollen?

Lehmann:

Ich habe immer gesagt: Wenn jemand auf mich zukommt mit einer interessanten Möglichkeit, muss ich mir Gedanken machen.

Im WM-Kader ist kein Hamburger vertreten, besonders für René Adler bitter.

Lehmann:

Ich glaube, ich war der Erste, der ihn damals wieder für die Nationalmannschaft thematisiert hat. Aber er hatte das Pech, dass er in einer Mannschaft ist, die schlecht gespielt hat. Auch er hat nicht richtig performt, er hat es nicht geschafft, seine Klasse zu zeigen, die er zweifelsohne hat.

Passt der Kader für Sie?

Lehmann:

Niemand hat einen besseren Einblick als die Trainer. Mir fällt allerdings auf, dass wir mit Miroslav Klose nur einen einzigen Stürmer haben, von dem man zudem nicht weiß, ob er topfit wird. Die anderen sind eher hängende Stürmer. Wenn man bei der WM in Rückstand gerät, wird es schwierig. Diese Wahl von Löw ist mutig. Sein Kader ist darauf ausgelegt, dass er immer in Führung gehen muss.