Nach der Niederlage gegen Manchester City möchte Bayern München Wiedergutmachung und die Herbstmeisterschaft. Der HSV ist gewarnt. Letztes Jahr gab es eine 2:9-Pleite in München.

München. Der FC Bayern war Mittwoch überall. Präsident Uli Hoeneß weihte in Irschenberg bei München den neunten Fanshop des Fußball-Rekordmeisters ein. Die Presseabteilung versandte eine Mitteilung, in der die Vertragsverlängerung des ehemaligen Hamburgers Jerome Boateng bis 2018 verkündet wurde. Und während Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nachmittags mit Comedian Bully Herbig bei einem Sponsor auftrat, sah sich Offensivstar Mario Götze die Erlebniswelt an, das Museum des Klubs im Stadion. Und überall sprachen sie noch über das 2:3 gegen Manchester City im letzten Gruppenspiel der Champions League am Abend zuvor.

Dabei wurde eine scheinbar neue Erkenntnis quasi gebetsmühlenartig wiederholt: Die Bayern sind Menschen. Das betonten „Kaiser“ Franz Beckenbauer und Experte Erik Meijer im Sky-Studio. „Da sind die Menschen in uns durchgekommen“, sagte auch Nationalspieler Thomas Müller. Und Trainer Pep Guardiola verstieg sich nach der ersten Heimniederlage seiner Münchner Amtszeit sogar zu der Aussage: „Vielleicht tut sie uns gut, denn sie zeigt uns, dass Champions League und Bundesliga sehr schwierig sind. Das ist schwer, den Leuten zu verkaufen, gerade dann, wenn man immer gewinnt.“

Außerdem schärfe es die Aufmerksamkeit, meinte Guardiola. Er lese und höre immer, „nächstes Spiel – kein Problem für Bayern, die haben alles gewonnen, haben eine super Mannschaft“. Aber: „Nein, nein, nein! Es ist schwierig“, betonte der 42-Jährige energisch, „vielleicht ist das gut für Sonnabend und die Klub-WM. Ich hoffe, dass wir das verstehen.“ Nationalspieler Mario Götze sieht das ähnlich: „Ich denke, die Niederlage war ein kleiner Denkanstoß, dass nicht alles von alleine läuft.“ Bayern München bestreitet an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) gegen den HSV sein letztes Heimspiel 2013. Gleich danach geht es zur Club-WM in Marokko. Da möchte man dem geneigten Münchner Publikum einen schönen Jahresausklang bieten, wenn es denn schon gegen die Engländer nicht so geklappt hat. „Wir müssen, wir wollen gegen Hamburg gewinnen“, sagte Rummenigge, „weil wir dann vorzeitig Herbstmeister und unabhängig vom Ausgang des letzten Spieltags wären.“

Wie diese insgesamt zweite Saisonniederlage der Bayern nach dem deutschen Supercup gegen Borussia Dortmund (2:4) allerdings bei den Profis des HSV aufgenommen wurde, ist nicht so klar. Man darf vermuten: eher negativ und mit bangem Blick voraus. Auch wenn sie das so natürlich nicht sagen. „Man sieht, dass eben auch die Bayern schlagbar sind“, sagte HSV-Interimskapitän Marcell Jansen, der die Partie daheim auf dem Sofa verfolgte: „Am Anfang sah es ja nach einem hohen Sieg aus, da hätte man darauf hoffen können, dass es die Bayern gegen uns etwas ruhiger angehen lassen.“

Andererseits befürchtet auch Jansen, dass „die Bayern jetzt erst recht gegen uns gewinnen wollen.“ Der Blick auf die letzten HSV-Ergebnisse in der Allianz Arena verheißt außerdem nichts Gutes: 2:9, 0:5, 0:6. „Letztendlich hat unser Spiel wenig mit dem Spiel gegen Manchester zu tun“, sagte Jansen. „Wir müssen an unsere Grenzen gehen – ganz unabhängig davon, wie die Bayern jetzt reagieren.“ Mittelfeldspieler Tomas Rincon will sogar ein wenig von Manchester City lernen: „Wenn man da hinfährt und glaubt, dass man sowieso keine Chance hat, dann kann man auch gleich zu Hause bleiben.“

Seit 40 Spielen in der Bundesliga ist Bayern München nun ungeschlagen. Die bisherige Bestleistung haben sie dem HSV entrissen, der 1983 36 Partien in Folge nicht verloren hatte. In der Champions League sind zehn ungeschlagene Spiele nacheinander ebenfalls ein Rekord, doch diese Serie ist nun beendet. „Es ist ganz gut, dass sich das jetzt alles wieder normalisiert. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass diese Rekordjagd vorbei ist“, sagte Hoeneß: „Für die Spieler war das auch nervig, dauernd darauf angesprochen zu werden.“

Was die Bundesliga angeht, da hat nun der HSV Gelegenheit, den Münchner den Gefallen einer Rückkehr zur Normalität tun. „Es wird ein Megaspiel“ kündigt Jansen an: „Gegen die Bayern muss man sich den Spaß erhalten.“