Auch der neue Trainer des HSV ist kein Heilsbringer und kann das Problem des Clubs nicht lösen. Der Verein, der immer noch großartig ist, tritt auf der Stelle.

Am Ende eines trostlosen HSV-Nachmittags blieb nur noch Galgenhumor. „Vielleicht sollten wir den Antrag stellen, dass wir gegen die Bayern mit 13 Mann antreten dürfen“, sprach Sportchef Oliver Kreuzer. Wobei nach dem desaströsen 0:1-Auftritt gegen Augsburg die Frage bleibt, ob eine numerische Überlegenheit am Sonnabend in München reichen würde, um eine klare Niederlage zu verhindern.

Die Pleite hat dennoch eine gute Seite. Endlich ist Schluss mit dem Gerede, dass der neue Trainer Bert van Marwijk als Heilsbringer in den Volkspark eingekehrt sei. Aus neun Spielen holte der Holländer zwölf Punkte. Seine Bilanz mit drei Siegen, drei Niederlagen und drei Remis mag auf den ersten Blick halbwegs okay sein.

Die drei Erfolge gelangen indes gegen den 1. FC Nürnberg, nunmehr 15 Spiele in Folge ohne Sieg, den SC Freiburg, dessen Torwartpatzer in dieser Partie in jedem Saisonrückblick auftauchen werden, und Hannover 96, das mit Abstand schlechteste Auswärtsteam der Liga.

Nüchtern betrachtet tritt der HSV als Tabellen-13. auf der Stelle, auch der knappe und schmeichelhafte Pokalerfolg daheim gegen das Zweitligateam aus Köln war nur ein Pflichtsieg. Van Marwijk sollte sich spätestens nach dem desolaten Auftritt gegen Augsburg hinterfragen, ob seine Strategie, die Zahl der Trainingseinheiten auf ein Minimum zu reduzieren, wirklich wegweisend ist.

Auch seine Äußerung, er werde in Hamburg auf Dauer im Hotel wohnen, wirkt erstaunlich. Ein klares Bekenntnis zu dieser Stadt, zu diesem – noch immer – großartigen Verein sieht jedenfalls anders aus.

Allerdings würden weder eine Verdoppelung der Übungsstunden noch ein Umzug des Trainers das Grundproblem lösen: Die Qualität spiegelt nicht annähernd die Kosten des Kaders wider – denn dann dürfte der HSV (Etat 44 Millionen Euro) nicht in einer Partie gegen Augsburg (17 Millionen) fast chancenlos sein.

Wirklich bewundernswert ist auch in dieser Saison nur, mit welcher Leidenschaft die HSV-Fans selbst indiskutable Auftritte begleiten. Der Club sollte diese Geduld nicht überstrapazieren.