Das Projekt soll im September 2015 fertig sein. Die schleppende Einlösung der Zinsscheine der Anleihe kommt dem Verein zugute.

Hamburg. Schlangen gab es bisher keine, auch am ersten Tag nicht. Seit Montag, dem 30. September, können Zeichner der Fananleihe des HSV, die das Fundament für das Nachwuchsprojekt HSV-Campus bildet, das Servicecenter im Stadion aufsuchen, um den ersten Zinsschein ihrer Schmuckurkunden einzureichen. Nach acht Tagen haben jedoch erst 5,51 Prozent der Anleger von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Vor allem die kleinen Schuldverschreibungen in Höhe von 125 und 404 Euro hängen oft noch unversehrt an den Wänden ihrer Besitzer.

Dabei wandern nach der Vorlegung immerhin sechs Prozent der investierten Summe aufs Konto. Abzüglich der Kapitalertragssteuer und des Solidaritätszuschlags wohlgemerkt, was einen Abschlag von mehr als 26 Prozent bedeutet. Grund zur Eile ist aber auch nicht vonnöten, da die Frist erst in zwei Jahren abläuft.

Der schleppende Zustrom kommt dem HSV natürlich zugute, da jeder nicht eingereichte Zinsschein bares Geld für den Verein bedeutet. Und die Zahl der Anleger, die ihre Urkunden vermutlich für alle Zeiten als „Schmuckstück“ unangetastet an der Wand hängen lassen, ist wohl nicht zu unterschätzen. So nahmen bei der Schalker Fananleihe, die 2010 herausgegeben wurde, nur rund 30 Prozent ihr Zinsrecht überhaupt in Anspruch. Bei den 10.397 Schmuckurkunden im Wert von insgesamt mehr als 6,12 Millionen Euro, die der HSV ausgegeben hatte, wären das bei vergleichbaren Werten jährliche Einsparungen von gut 250.000 Euro – über die Gesamtdauer der Anleihe von sieben Jahren also stolze 1,75 Millionen Euro. Der Großteil der insgesamt 17,5 Millionen Euro, die für den HSV-Campus zusammenkamen, wurde jedoch per Globalurkunde gezeichnet. Deren Besitzern wird der Zinsertrag automatisch überwiesen.

Doch wann kommt das zweckgebundene Geld endlich zum Einsatz? Ursprünglich hätte mit den Bauarbeiten für das Nachwuchsleistungszentrum schon in diesem Sommer begonnen werden sollen, im März wurde der Baubeginn dann auf den kommenden Winter verlegt. „Nach derzeitigem Planungsstand wird der Spatenstich im Februar erfolgen“, erklärte Clubboss Carl Jarchow. Der Bauantrag wurde Ende Mai an Sportsenator Michael Neumann und den stellvertretenden Leiter des Bezirksamtes Altona, Kersten Albers, übergeben. Momentan wird geprüft, Mängel seien bis dato aber nicht festgestellt worden. Somit kann mit einer Fertigstellung des Projektes im September 2014 gerechnet werden.

Spektakuläre Idee verworfen

Pläne für ein Parkhaus auf dem Gelände wurden wieder verworfen. „Wir werden versuchen, die wegfallenden Parkplätze durch zusätzlichen Parkraum auf dem umliegenden Gelände bei Betrieben und der O2 World zu kompensieren“, sagte Jarchow. Die Gesamtzahl der Abstellmöglichkeiten wird sich dennoch verringern. Damit wurde auch die spektakuläre Idee, auf dem Dach des Parkhauses einen zusätzlichen Trainingsplatz zu errichten, wieder zu den Akten gelegt.

Die Grundidee des Campus, allen HSV-Teams bis zur U15 Trainingsmöglichkeiten am Stadion zu verschaffen, soll dennoch beibehalten werden. „Mit dann fünfeinhalb Plätzen wird es zwar schwierig, den dauerhaften Umzug für alle Jugendteams zu garantieren, aber so weit wie möglich wollen wir das durchsetzen“, sagt Jarchow weiter, der zugleich mit einem Missverständnis aufräumt: Die Rückführung des Regionalligateams zu Übungszwecken nach Ochsenzoll habe nichts mit einer grundsätzlichen Entscheidung des neuen Sportchefs Oliver Kreuzer zu tun gehabt, sondern einzig mit der Tatsache, dass der neu angelegte Hybridrasen an der Arena erst anwachsen muss. Die U23 soll in der kommenden Woche wieder neben den Profis trainieren.