Der HSV stellt seine Fananleihe vor, die zur Finanzierung des Nachwuchsprojektes “HSV-Campus“ dienen soll.

Hamburg. Sie hatten sich in Schale geworfen. Marketing-Chef Joachim Hilke, Vereinsboss Carl Jarchow, Mediendirektor Jörn Wolf und HSV-Finanzchef Oliver Peter stellten gestern in der Imtech-Arena die Details zur Fananleihe vor, die das Nachwuchsprojekt "HSV-Campus" finanzieren soll (das Abendblatt berichtete). Insgesamt 12,5 Millionen Euro will sich der HSV zum 125-jährigen Vereinsbestehen von seinen Fans leihen, um die Talentförderung zu optimieren. "Die Fananleihe ist ein erprobtes Mittel. Andere Klubs haben bereits gezeigt, dass diese Art der Finanzierung funktionieren kann", sagte Jarchow. Sollte das Interesse an der Jubiläumsanleihe geringer ausfallen als geplant, würde das Projekt dennoch angeschoben. "Wir würden dann nur die ersten Schritte gehen, aber ich bin mir sicher, dass die Nachfrage groß ist." Hilke sprach von "dem strategischen Schlüsselprojekt der Gegenwart", das in den nächsten Wochen mit einer groß angelegten Kampagne beworben werden soll. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen für interessierte Fans und Anleger.

Wie funktioniert die Fananleihe?

Die Anleihe ist eine Schuldverschreibung, die der Fan vom 29. September an bis zum 31. Dezember 2012 auf der Internetseite www.hsv-anleihe.de erwerben kann. Der Zeichner, also der Fan, hat das Recht auf eine jährliche Zinszahlung und auf die Rückzahlung des investierten Betrages am Ende der Laufzeit. Entscheiden muss sich der Käufer zwischen einer Schmuckurkunde, die er gerahmt zugesendet bekommt und sich als Schmuckstück aufhängen kann, und einer Globalurkunde, die ins Wertpapierdepot der eigenen Bank wandert. Die Laufzeit ist auf sieben Jahre festgelegt, der Zinssatz beträgt sechs Prozent jährlich.

Wie viel muss/kann man investieren?

Die Schmuckurkunde gibt es in drei verschiedenen Stückelungen: Zu 125 Euro (Jubiläumsjahr), zu 404 Euro (Zahl der Pflichtspieltore Uwe Seelers) und zu 1887 Euro (Gründungsjahr). Die Globalurkunde kann in Stückelungen von 500 Euro erworben werden. Nach oben ist der Investition keine Grenze gesetzt.

Wie sicher ist die Anleihe?

Der sportliche Erfolg ist bei Fußball-Anleihen immer eine Risikogröße. Das sieht auch Fabian Kirchmann so, Vorstand der Kommunikationsberatung IR.on AG, die bereits zahlreiche Mittelständler bei Anleiheprojekten beraten hat. "Fananleihen sind wie die meisten Unternehmensanleihen in der Regel nicht besichert. Das heißt, wenn der Erfolg ausbleibt und der Verein in Zahlungsschwierigkeiten gerät, kann der Anleger sein eingesetztes Kapital verlieren. Bei großen Vereinen mit einer entsprechenden Bedeutung für die Region und einer breiten Fanbasis sind die Risiken eines Ausfalls der Anleihe jedoch überschaubar." Ein möglicher Abstieg ist in den sportlichen Planungen des HSV nicht vorgesehen. Dennoch hält sich das Risiko auch für Jarchow in Grenzen. "Dass ein Profiklub wie der HSV pleitegeht, ist nahezu ausgeschlossen", sagte der Vereinschef. Hansa Rostock ist dies jedoch um ein Haar passiert. Nur dank eines von der Bürgerschaft der Stadt Rostock verabschiedeten Rettungspaketes konnte der Klub die Insolvenz vermeiden und wird die Anleihen nun wohl bedienen können. "In solch einem Fall würde die Stadt Hamburg sicherlich auch nicht tatenlos zusehen", sagt Jarchow.

Lohnt sich die Anleihe nur für HSV-Fans oder auch für neutrale Geldanleger?

Der Verein hofft natürlich, möglichst viele HSV-Fans anzusprechen, die sich für den Erwerb einer Schmuckurkunde entscheiden und diese als eine Art "Liebhaberstück" auch nach Ablauf der Frist behalten wollen. Zudem müsste zur Einlösung der jährlichen Zinsen der Coupon von der Schmuckurkunde abgetrennt und das "Gesamtkunstwerk" somit zerstört werden. Die Erfahrung der Fananleihe des Stadtrivalen St. Pauli zeigt: Die Zahl der Gläubiger mit Schmuckurkunde, die den Coupon zur ersten Zinsauszahlung eingereicht haben, ist verschwindend gering. "Man kann die berechtigte Hoffnung haben, dass nicht alle ihre Zinsen zurückverlangen und ihre Urkunden zurückgeben", sagt Jarchow. Experte Kirchmann hält das Produkt unter Renditegesichtspunkten für durchschnittlich. "Verglichen mit vielen anderen Anlageprodukten sind sechs Prozent attraktiv. Doch das Fußballgeschäft unterliegt hohen Schwankungen, sodass neutrale Anleger eher in klassische Unternehmensanleihen investieren, die teilweise ebenso hoch oder höher verzinst sind."

Wie fällt der Vergleich zur St.-Pauli-Anleihe aus?

Auch die Fananleihe des FC St. Pauli, die vor knapp einem Jahr ausgegeben wurde, bot eine Verzinsung von sechs Prozent und eine Laufzeit von sieben Jahren. Finanzexperte Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen sagt: "Das Risiko war bei St. Pauli vielleicht noch etwas höher, da der Klub nur zweitklassig spielt. Aber grundsätzlich gilt: Das Geld ist bei beiden Anleihen nicht abgesichert - deshalb sollte man dort nur Geld investieren, das man nicht wirklich benötigt."